BZ-Kolumne

Frohmachendes Fest

Von Jahr zu Jahr denke ich neu darüber nach: Was ist eigentlich der Kern des Weihnachtsfestes? Dass wir uns beschenken? Dass die Familie zusammenkommt? Dass unsere Herzen warm werden und wir uns von der Not der Anderen berühren lassen? All das ist richtig und wichtig.  Aber das alles wäre mir zu wenig, wenn es nicht dahinter eine starke Botschaft, eine entscheidende Antwort auf die Frage gäbe: Warum wollen wir uns beschenken? Was ist der eigentliche Grund unserer Liebe gerade an diesen Tagen?

Für mich ist es die religiöse Botschaft, die hinter Weihnachten steht: Dass Gott sich in Gestalt eines verletzlichen Kindes uns Menschen zeigt und - mehr noch - sich seinen Geschöpfen ausliefert. Jesus „ist gekommen, um zu dienen und sein Leben zu geben für viele“ (Mk 10,45) In diesen wenigen Worten fasst der Evangelist Markus die Frohe Botschaft von der Menschwerdung Christi zusammen. Er wird in Armut geboren, wird verfolgt und schließlich am Kreuz hingerichtet. Leid und Elend, Hass und Schmerz sind ihm nicht fremd. Im unschuldigen Jesuskind in der Krippe solidarisiert sich Gott mit seiner Schöpfung. Das bedeutet nicht, dass Leid, Trauer und Tod in der Christnacht verherrlicht oder schöngeredet und übertüncht werden. Sie werden sehr ernst genommen. Auch die Weihnacht ist Nacht, aber eben heilige, von Gottes Liebe erfüllte Nacht. In der Botschaft von der Überwindung des Todes am Ostertag wird sie ihre endgültige Antwort finden.

Der Corona-Lockdown hat unseren Alltag und unsere Lebensgewohnheiten in diesem zu Ende gehenden Jahr komplett verändert. Ein seltenes Fremdwort hatte plötzlich Konjunktur: „vulnerabel“, verwundbar. Die Pandemie hat allen vor Augen geführt, dass wir nicht unumschränkte Herren der Natur sind, dass wir nicht alles im Griff haben und nicht alles einfach nach unseren Maßstäben gestalten können. Wir haben neu gelernt, Verletzlichkeit, Krankheit und Sterblichkeit als Teil unserer Wirklichkeit zu begreifen. Es war und ist eine harte Schule des Lebens, die hoffentlich bald ein Ende findet und aus der wir klüger und vielleicht auch demütiger hervorgehen.

Heute, am Weihnachtsabend, kommt es darauf an, dass wir uns und anderen zurufen: Die Geburt Christi ist ein frohmachendes Fest mit einer himmlischen Botschaft, die die Herzen wärmt. Sie ruft uns auf, unsere „Verwundbarkeit“ anzunehmen und darin menschlicher und achtsamer zu leben , mit anderen und auch mit uns selbst. Die Corona-Krise darf kein Lockdown der Menschlichkeit sein. Corona-Weihnacht heißt : dass wir trotz aller räumlichen Distanz füreinander da sind und uns Mut machen: „Fürchtet euch nicht!“ rufen die Engel an der Krippe den Hirten zu. Gott wurde Mensch, einer von uns, damit wir, die verwundbaren Menschen mit ihm den   Weg  zum Leben finden.

Allen die krank oder einsam sind, gelten heute Abend meine besonderen Grüße und guten Wünsche: Ihnen und uns allen eine gesegnete und friedvolle Weihnacht!