BZ-Kolumne

Fronleichnam: Öffentlich unseren Glauben bekennen!

Da, wo ich herkomme, im Rheinland, ist heute auch Feiertag. Fronleichnam ist aber  in Düsseldorf oder in Köln für viele die willkommene Gelegenheit, schon heute ins Wochenende aufzubrechen, die Grundkenntnisse in katholischen Feiertagen sind auch dort rückläufig.

Und trotzdem sind spätestens seit gestern viele Menschen auf den Beinen, um Altäre in den Straßen aufzubauen, Fahnen aufzuhängen, Strecken zu sperren, Übertragungstechnik aufzubauen und sich auf die Fronleichnamsprozession vorzubereiten.

In Berlin ist es ein wenig anders. Dass Katholiken ihren Glauben in der Öffentlichkeit mit einer Prozession durch Berlins Mitte bekennen, war immer wieder bestritten worden. Die evangelische Kirche – nach der Reformation hierzulande tonangebend – kennt das Fest der Verehrung der Eucharistie nicht, einer kurzen Blütezeit machten die Nationalsozialisten 1939 ein Ende, auch in der DDR-Zeit waren Aufzüge zum 1. Mai deutlich lieber gesehen. Und ein gesetzlicher Feiertag ist Fronleichnam weiterhin in Berlin nicht.

All das geht mir durch den Kopf, wenn ich heute um 18.00 Uhr auf dem Bebelplatz stehe, auf einer Bühne vor mehreren Tausend Gläubigen aus Berlin und dem ganzen Erzbistum. Es bewegt und freut mich, dass es heute möglich ist, öffentlich unseren Glauben zu bekennen und in der Prozession den Segen für die ganze Stadt und für alle Menschen zu erbitten. Wir bekennen, dass Christus mitten unter uns gegenwärtig ist, zeichenhaft in der Hostie in einer wertvollen Monstranz. Ich lade Sie alle herzlich dazu ein.

Im Gottesdienst und in der anschließenden Prozession denke ich vor allem an die vielen Gläubigen, die sich trotz Verbot und Einschüchterungsversuchen öffentlich zu ihrem Glauben und ihrer Kirche bekannt haben. Heimweh nach dem Rheinland? Habe ich eigentlich nur im Karneval, jedenfalls definitiv nicht heute! Mich überzeugt es sehr, wie wir in Berlin alle einladend und glaubwürdig Gott die Ehre geben.