BZ-Kolumne

„Fürchtet euch nicht!“

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“. Mit diesen Worten endet das Weihnachtsevangelium an Heiligabend. Und danach soll ich predigen. „Ehre sei Gott in der Höhe“, dazu fällt mir sofort was ein, aber „Friede auf Erden“?

Zugegeben, auch in den vergangenen Jahren herrschte kein Friede auf Erden, nur weil Weihnachten war, aber in diesem Jahr fällt es mir besonders schwer in den Lobgesang der Engel einzustimmen.
Aber der Satz wird auch in diesem Jahr nicht aus dem Evangelium gestrichen.

Zwei Verse aus Psalm 85 helfen mir:
„Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, sie sollen sich nicht zur Torheit wenden“: Nur weil sich der Frieden noch nicht überall durchgesetzt hat, soll man sich nicht „zur Torheit wenden“, also etwas Dummes tun.

Und weiter heißt es: „Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich“. Zurzeit von Christi Geburt herrschte im Römischen Reich ein Friede, der den Namen nicht verdient, weil er durch Unterdrückung und militärische Gewalt erzwungen war. Echten Frieden gibt es nicht ohne Gerechtigkeit.

Und ein Satz aus dem Weihnachtsevangelium selbst macht mir auch Mut: „Fürchtet euch nicht!“, ruft der Engel den überraschten Hirten zu. „Fürchtet euch nicht!“, auch das ist die Weihnachtsbotschaft, gerade in diesem Jahr, in dem es doch allen Grund gibt, sich zu fürchten, auch hier bei uns und nicht nur für unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ ist vielleicht doch weniger ein Lobgesang als eine Aufforderung an uns und dem zweiten Teil – es sei Friede auf Erden – können sich alle anschließen, auch wenn sie nicht an die Menschwerdung Gottes glauben und an keinen „Gott in der Höhe“.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest!