BZ-Kolumne

Gastfreundschaft ist allen Religionen heilig

„Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil!“, - behauptete die Kirche über Hunderte von Jahren. Der Satz hat viel Wahres, hat aber auch viel Schaden angerichtet. Denn er hat dazu beigetragen, andere Religionen und Weltanschauungen gering zu schätzen. Kreuzfahrer und Glaubenskrieger aller Jahrhunderte haben sich fatalerweise darauf berufen, wenn sie sich daran machten, Andersgläubige zu verfolgen.

Das wollten die katholischen Bischöfe vor 50 Jahren im Zweiten Vatikanischen Konzil ändern: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in den anderen Religionen wahr und heilig ist“, heißt es in der Erklärung „Nostra Aetate“. Zunächst war damit das Judentum gemeint, der Satz gilt aber auch für den Islam, damals und heute erst recht. Die Mahnung, „sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für den Schutz und die Förderung des Friedens und der Freiheit unter allen Menschen“, ist heute dringender denn je: Muslime gehören seit vielen Jahren ganz selbstverständlich zu unserer Stadt dazu, Flüchtlinge, die zu uns kommen, haben die Frage nach dem konstruktiven Miteinander der Religionen wieder ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt.

In wenigen Wochen feiern wir Weihnachten. Das Fest hat einen hohen Stellenwert. Auch bei Zeitgenossen, die nicht christlich gebunden sind. Wir sind ganz neu herausgefordert, uns selbst darüber klarzuwerden: wie feiern wir unsere großen Kultur- und Glaubensfeste? Wie können wir Vertretern aus anderen Kulturkreisen erklären, was uns an Weihnachten wichtig ist.

Ich möchte Sie ermuntern, darüber nachzudenken, ob und auf welche Weise Sie Flüchtlinge zu weihnachtlichen Begegnungen einladen können. Denn bei allen Unterschieden des religiösen Bekenntnisses, eines steht fest: Gastfreundschaft ist allen Religionen heilig.