BZ-Kolumne

„Gott kann nur mit Anfängern was anfangen!“

Während sich ringsherum alles um Abschluss, Ende, Zeugnisse, Sommerfest, Kofferpacken und Urlaub Planen dreht, brechen wir auf. Wir versammeln uns auf dem Gendarmenmarkt, feiern gemeinsam unseren Glauben und gehen dann los zur Prozession durch die Straßen von Berlin: Fronleichnam.

Wir machen das nicht, weil es nicht schon genug Demonstrationen, Umzüge und öffentliche Kundgebungen gäbe, sondern weil wir uns auf den Weg machen, weil wir aufbrechen, weil wir neu anfangen.

Niemand muss jetzt Sorge haben, dass ich ihm den Urlaub streichen möchte, ich freue mich selbst darauf, aber in Fronleichnam steckt für mich ganz entscheidend der „Zauber des Anfangs“, von dem Hermann Hesse schon geschrieben hat. Die Feier des Abendmahls, das Brechen des Brotes als Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen geht am Donnerstag in der Karwoche fast ein wenig unter, weil alles auf Karfreitag und Ostersonntag hinausläuft. An Fronleichnam nehmen wir uns das noch einmal vor, das „Esst und trinkt, das ist mein Leib, das ist mein Blut, tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Immer wieder von vorn, immer wieder von diesem Anfang an.

Gott kann nur mit Anfängern etwas anfangen, mit denen, die sich immer wieder auf diesen Anfang unseres Glaubens zurückbesinnen.

Gott kann nur mit Anfängern etwas anfangen, mit denen, die bereit sind, etwas auszuprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht.

Gott kann nur mit Anfängern etwas anfangen, mit denen, die sich nicht auf dem vermeintlich Erreichten ausruhen, die nicht nur vom Gipfel die schöne Aussicht genießen sondern sich immer wieder auf den mitunter beschwerlichen Aufstieg machen.

Das ist für uns nicht – wie für Sysiphos in der antiken Sage – eine Strafe sondern die Rückbesinnung und Rückversicherung auf das, was am Anfang steht, auf den, der am Anfang steht, Jesus Christus. Und weil bekanntlich der Anfang immer mitgeht, weil also Christus vom Anfang mit jedem von uns Menschen immer mitgeht, deshalb steht Fronleichnam für einen guten Anfang.