BZ-Kolumne

Ja zur Organspende

Die Organspende ist derzeit wieder zum politischen Thema geworden. Zurecht! Denn die Bereitschaft, Organe zu spenden, ist hierzulande niedriger als in anderen europäischen Ländern. Schwerkranke, die sehnsüchtig auf ein lebensrettendes Organ warten, sind dem Tod geweiht, weil es zu wenige Spender gibt.

Als katholische Kirche sagen wir grundsätzlich Ja zur Organspende. Die Bereitschaft, mit dem eigenen Körper zu helfen, das Leben anderer zu retten oder mindestens für einige Jahre zu erleichtern, ist, wie Papst Benedikt XVI. einmal sagte, eine „besondere Form des Zeugnisses der Nächstenliebe“.

Allerdings darf es in dieser Frage keine Pflicht geben. Niemals darf der Körper eines Menschen einer Verfügung durch andere ausgesetzt werden. Wer kein Organspender sein will, braucht niemandem darüber Rechenschaft abzulegen. Deswegen stehe auch ich dem aktuellen Vorschlag der sogenannten „Widerspruchslösung“ kritisch gegenüber, der von Staats wegen jeden automatisch zum potentiellen Organspender erklärt, der nicht ausdrücklich widersprochen hat. Ich halte die derzeit geltende „Zustimmungslösung“ für richtig, wonach jemand als Organspender nur in Frage kommt, wenn eine explizite Zustimmung des Spenders selber oder seiner Angehörigen vorliegt. Sie trägt der Würde des Menschen und seiner Selbstbestimmung wirklich Rechnung. Allerdings treffen noch zu wenige diese bewusste Entscheidung, ob sie zur Organspende bereit sind oder nicht.

Ich möchte daher folgende Überlegung zu bedenken geben: Warum sollte nicht jeder Erwachsene bei der Ausstellung eines Ausweispapiers mit der Frage konfrontiert werden, ob er Organe zu spenden bereit ist oder nicht oder diese Entscheidung derzeit nicht treffen kann oder will. Es gäbe also eine Art Meldepflicht, aber gleichzeitig eine maximale Entscheidungsfreiheit.

Diese Lösung hätte zur Folge, dass jeder sich mit dem Pro- und Contra einer Organ-oder Gewebespende auseinandersetzen muss. Alle müssten sich, um es mit einem Wort der Bibel zu sagen, „auf Herz und Nieren prüfen“ (vgl. Psalm 7,10) und dann eine gut begründete Entscheidung treffen. Zugleich müssten die Rahmenbedingungen in den Krankenhäusern verbessert, Transparenz bei der Organvergabe sichergestellt und Missbrauch entgegengewirkt werden, um das verloren gegangene Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen.

Wer Ja sagt zur Organspende, kann zum Lebensretter für andere werden.