BZ-Kolumne

Kann man den Glauben studieren?

Zum Wintersemester kann man an der Humboldt-Universität auch Katholische Theologie studieren.
Am liebsten würde ich mich selbst einschreiben, denn ich freue mich, wenn katholische Theologen in wissenschaftlichen Debatten mitreden, mit den evangelischen und islamischen Kollegen, mit Naturwissenschaftlern, Soziologen und Philosophen.

Kann man den Glauben studieren? Theologie ist eine der ältesten Wissenschaften, die an Universitäten gelehrt werden. Sie kann sich als Wissenschaft behaupten, weil sie die „Lehre von Gott“, was Theologie wörtlich heißt, vor der Vernunft begründet und nachvollziehbar darstellt. Weil sie auch die „Geheimnisse des Glaubens“ hinterfragen lässt und neue Antworten auf die alten Fragen der Menschen versucht. Denn wer glaubt, ist keineswegs unvernünftig, Religion und Glaube entsprechen dem Wesen des Menschen, der die Grenzen des sichtbaren und erfahrbaren übersteigen will. Daher nimmt Theologie nicht nur Gott sondern auch den Menschen in den Blick. Gleichzeitig gibt sie sich nicht zufrieden mit dem Zustand dieser Welt. Theologie setzt sich dafür ein, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

Katholische Theologie leistet auch einen Beitrag zur Integration in Berlin. Ein friedliches Miteinander setzt voraus, dass wir uns vernünftig über Weltanschauung und Glauben verständigen, dass wir uns über unterschiedliche Perspektiven und Motive austauschen und die Ernsthaftigkeit unseres Bemühens nicht von vornherein in Zweifel ziehen.

Denn wir bringen als Katholische Kirche auch etwas in diese Debatte ein: das christliche Bild vom Menschen als Ebenbild Gottes mit seiner einzigartigen und schützenswerten Würde und die Erfahrungen von Befreiungs-Geschichten aus aller Welt.

Es ist mir auch deswegen wichtig, dass die „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“ an der Humboldt-Universität frei Theologie treiben kann im Geist Jesu Christi.