BZ-Kolumne

"Sei gut, Mensch!"

In diesen Tagen fragen sich viele – was ist los in unserem Land? Die Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum haben erheblich an Schärfe zugenommen. Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten, die sich Tag und Nacht, an Sonn- und Feiertagen für ihre Mitmenschen einsetzen, werden angegriffen. Ehrenamtliche und Politiker, die sich in Kommunen und Parlamenten engagieren, werden bedroht. Journalisten werden als Lügenpresse diffamiert. Eine Welle von Hasskommentaren durchzieht Facebook und Co. Populismus greift um sich. Der Ton der gesellschaftlichen Auseinandersetzung verändert auch den Umgang miteinander.

Warum ist das so? Es ist von Abstiegsangst zu hören und von vielen, die sich abgehängt und nicht gebührend beachtet finden. Unter dem Schutz der Anonymität und der Distanz im Internet fallen anscheinend alle Barrieren des Anstands. Unsere demokratische Kultur droht, unter die Räder zu kommen. So kann es nicht weiter gehen.

Es reicht aber nicht, das Verhalten zu beklagen. Wir müssen uns entschlossen dagegen wenden. Beschimpfungen und Gewaltandrohungen dürfen nicht ohne Widerspruch bleiben. Es ist wichtig, für eine offene und tolerante Gesellschaft einzutreten. Mit entschlossener Gegenrede und mit juristischen Konsequenzen, wenn rechtliche Grenzen überschritten werden.

Auch die Betreiber von Sozialen Medien sind aufgerufen, zu reagieren. Antisemitismus, Hetze und Rassismus dürfen im Internet keinen Platz haben. Hass ist keine Meinung. Der wertschätzende und achtende Umgang miteinander ist ein christlicher Grundwert, auf den wir uns wieder besinnen müssen. Auch wenn unsere Ansichten nicht übereinstimmen sollten wir diese respektieren und uns in die Lage des anderen versetzen.

„Sei gut, Mensch!“ lautet deshalb die Jahreskampagne der Caritas. Verrohung oder Tätlichkeiten sind kein Kavaliersdelikt. Sie sind eine Missachtung der Würde des Menschen. Sie vergiften unsere Gesellschaft und gefährden damit unsere Zukunft. Lassen wir es nicht so weit kommen.