BZ-Kolumne

Sonntagsschutz – „Eine Regel, die uns guttut“

„Sechs Tage kannst du deine Arbeit verrichten, am siebten Tag aber sollst du ruhen“ (Ex 23,12), heißt es in der Bibel. „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“ (Art. 140), steht im Grundgesetz.

Gesetze helfen, dass das Leben gelingt, sie schützen und ermöglichen, was den Menschen gut tut. Und die Einigung auf einen gemeinsamen siebten Tag der Ruhe scheint sich – über Religionen, Kulturen und Epochen hinweg – bewährt zu haben.

Der Sonntag als „Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ wird immer wichtiger. Es ist der letzte Termin, auf den man sich als Familie und als Gesellschaft verständigen, an dem man sich verabreden kann. Deswegen bleiben am Sonntag auch die Läden geschlossen. Das ist die Regel, die uns allen gut tut.

Der Einzelhandel fordert deutlich mehr Ausnahmen von der Regel, als eine Gegenmaßnahme nach den massiven Umsatzeinbrüchen durch die Corona-Krise. Die Existenzangst und die Sorge um viele Arbeitsplätze nehme ich ernst.

Es ist aber ein Irrtum, eine weitergehende oder generelle Ladenöffnung am Sonntag könne die Krise zu lösen. Denn viele Menschen haben durch die Corona-Krise weniger und nicht mehr im Portemonnaie, Sorgen um Arbeitsplätze, Gesundheit, Kinder und die Betreuung von Angehörigen dämpfen die Lust zum Konsum.

Wir sollen am siebten Tag ruhen, damit wir „zu Atem kommen“, heißt es in der Bibel. Das ist modern und aktuell zugleich: Atemnot wird als eines der schwersten Symptome beschrieben, wenn jemand an COVID-19 erkrankt ist, Lüften und Atem holen als Prophylaxe empfohlen.

Wir sollten daher nicht versuchen, die unbestrittene Krise durch kurzatmigen und kurzfristigen Aktivismus zu lösen, denn der Sonntag ist für den Menschen und die Gesellschaft da. Er ist lebenswichtig für alle Menschen, wir dürfen ihn nicht einfach abschaffen.

Und von Montag bis Samstag können wir alle etwas für den Einzelhandel tun: Im Buchladen um die Ecke unsere Bücher kaufen oder den Wein beim Weinhändler mit der kompetenten Beratung, und nicht alles online bestellen.