BZ-Kolumne

Tag der Arbeit am Ruhetag

Hand aufs Herz, worüber haben Sie gestern vor dem Einschlafen gegrübelt? Über die Arbeit, wie Sie die schaffen sollen? Viele leiden unter Überstunden. Andere haben Angst, mit den Entwicklungen in ihrem Arbeitsfeld nicht mehr mitzukommen und vielleicht bald als Arbeitskraft aussortiert zu werden. Andere spüren Tag für Tag, dass sie keine Arbeit gefunden haben, die Freude bereitet, die ihren Talenten, ihren Erfahrungen und ihrer Ausbildung entspricht. Seit Jahren weisen die Krankenkassen darauf hin, dass die Arbeitsbelastungen immer mehr Menschen krank machen.

Ausgerechnet der 1. Mai, der Tag der Arbeit und – jedenfalls für uns Katholiken – das Fest des Heiligen Josef, des Arbeiters, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, also den Tag der Arbeitsruhe.

Von der Arbeit ist bereits auf den ersten Seiten der Bibel die Rede, vom Bebauen und Bewahren und von der Schweiß treibenden Last der Arbeit. Ein paar Seiten weiter aber heißt es: Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebenten Tag, für uns ist das der Sonntag, sollst du dich ausruhen.

Tag der Arbeit, da denkt man an Arbeitsplätze, Erwerbsbiografie, an Mindestlohn und Tarifverträge  – an bezahlte Arbeit, von der es noch lange nicht genug für alle gibt, an die oft gering geschätzte Familienarbeit und an die für unsere Gesellschaft auch so wichtige ehrenamtliche Arbeit.

Leben aber ist viel mehr als arbeiten und eingespannt sein. Dafür steht der Sonntag, für dessen Schutz sich Kirchen wie Gewerkschaften stark machen. In der hochkomplexen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft brauchen wir den Sonntag als Stoppschild. Damit wir nicht zu einer Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft verkommen.

Am Sonntag darf ich die Dinge, mit denen ich Tag für Tag beschäftigt bin, getrost aus der Hand legen – und Gott für mich und in mir „arbeiten“ lassen.