BZ-Kolumne

Über sich selbst lachen

Karneval oder Fasching ist eine Form von streng geregelter Anarchie, bedeutet – heute meist nur symbolisch – eine vorübergehende Umkehr der Machtverhältnisse. Der Bürgermeister gibt in vielen Städten die Schlüssel des Rathauses an das Prinzenpaar ab, in München werden die Politiker „derbleckt“ und beim Pfarrfasching wird manche Büttenrede genutzt, um dem Pfarrer „durch die Blume“ eine andere Perspektive nahezubringen. Was früher der Hofnarr durfte, macht heute der „Comedian“, die Satire-Show oder eben „Prinz Karneval“.
Wenn ich mir selbst im Karneval die „Narrenkappe“ aufsetze, gehe ich auch davon aus, dass ich manche Pointe, manch freches Wort riskieren darf, ohne dass man mir das übel nimmt. Und ich muss gestehen, dass es mir manchmal schwer fällt, auf eine Pointe zu verzichten.
Und dennoch gilt auch mit der Narrenkappe auf dem Kopf: ich sage nichts über jemand, das ich nicht auch zu ihm sagen würde. Es macht mir Sorge, dass sich unter Berufung auf Meinungs- oder Narrenfreiheit Grenzen leichtfertig überschritten werden.
Was ursprünglich das Privileg des Hofnarren war, ungestraft zugespitzt die Wahrheit zu sagen, und zwar auch dem König persönlich, droht sich zu verändern. Es wird weiter zugespitzt und immer öfter wird aus der zündenden Pointe eine verletzende Waffe.
Es interessiert mich nicht, ob Satire alles darf oder nicht und natürlich gibt es humorlose Zeitgenossen, die für mich nicht der Maßstab sind. Aber mein Kriterium ist – egal ob im Karneval oder nach Aschermittwoch ganz klar: kann mein Gegenüber noch lachen über meinen Witz oder könnte ich – wenn ich denn selbst gemeint bin – auch noch darüber lachen. Denn es ist ungesund, wenn das Lachen im Hals stecken bleibt. Und man muss wissen, wann es genug ist, und die Narrenkappe absetzen. Deswegen kann man Fasching oder Karneval auch ganz schlecht alleine feiern. Ich wünsche Ihnen ausgelassene tolle Tage.