BZ-Kolumne

Vom Glück, Pech zu haben

Neulich kam mir die Geschichte von Michael zu Ohren. Michael ist auf der Suche nach seinem Glück – wie wohl die meisten von uns. Michael sucht sein Glück im Spiel. Seit einigen Jahren hat er dabei die Kontrolle über sich verloren. Er spielt mehr als ihm gut tut. Er spielt um Geld – und verliert so viel, dass er inzwischen hoch verschuldet ist. Seine Ehe droht daran zu zerbrechen und sein Arbeitgeber merkt, dass er nicht mehr richtig bei der Sache ist.

„Es war mein großes Pech, dass ich am Anfang Glück hatte“, sagt Michael inzwischen. Er hat an Glückspielautomaten zunächst Geld gewonnen. Bald ging es aber nur noch abwärts. Michael konnte mit dem Spielen trotzdem nicht aufhören. Natürlich wird nicht jeder gleich abhängig, der mal sein Glück mit Spielen versucht. Der Wunsch, aus purem Zufall und ohne Anstrengung den Jackpot zu knacken ist verständlich. Alle finanziellen Sorgen wären auf einen Schlag passé - wie weggeblasen - das vollkommene Glück.

Ist das wirklich so? Wann sagen Menschen eigentlich, dass sie glücklich sind? Oft, wenn sie von ihrer Familie sprechen, wenn sie Freunde haben und ein ausreichendes Einkommen, um schön in Urlaub fahren zu können, wie es zurzeit viele tun.

Aber es gibt noch mehr zwischen Himmel und Erde, das glücklich macht. Es gibt diese Momente, die uns geschenkt werden, wenn wir Natur erleben. Wenn wir sehen, wie kleine Kinder die ersten Schritte machen. Wenn wir innige Verbundenheit mit einem anderen Menschen empfinden. Wenn wir für andere da sind. Wenn wir spüren, dass wir von Gott getragen werden.

All das ist nicht mit Geld zu kaufen. Echte Erfüllung fällt uns nicht zufällig in den Schoß, so wie beim Glückspiel. Man kann dem Glück auch auf die Sprünge helfen, wenn man es in die eigenen Hände nimmt. Manchmal muss man sich Hilfe holen, wenn das nicht klappt. So wie Michael, der sich schließlich auf den Weg zum Café Beispiellos machte, einer Caritas-Beratungsstelle für Glücksspielsüchtige in Berlin-Kreuzberg. Um das wahre Glück zu finden, kann es mitunter hilfreich sein, zunächst einmal Pech zu haben.

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