BZ-Kolumne

"Von Gott reden" - Theologie an der Humboldt-Universität

Von Gott reden. Etwas schlicht übersetzt ist es das, was Theologie meint. Von Gott reden, das machen Eltern, wenn sie mit ihren Kindern sprechen, das machen Religionslehrer in der Schule, Notfallseelsorger, wenn sie helfen ausweglose Situationen auszuhalten. Von Gott reden, das mache auch ich, nicht nur Sonntag für Sonntag in der Predigt.
Theo-Logie hat immer mit Menschen zu tun, die über Gott sprechen. Wir Christen glauben an einen Gott, der zu uns Menschen gesprochen hat, indem er selbst Mensch geworden ist in Jesus Christus. Die Rede von Gott und die Rede vom Menschen verweisen also aufeinander.
Ich bin dankbar, dass es künftig an der Humboldt-Universität ein eigenes Institut für Katholische Theologie gibt. Es soll sich in besonderer Weise mit der Frage nach dem Menschen befassen: Was ist eigentlich der Mensch? Wo kommt er her? Was ist sein Wesen? Was ist sein Ziel? Ich glaube, dass das die wichtigste Frage überhaupt ist, gerade in Berlin. Menschen, die an Gott glauben, geben auf womöglich andere Antworten als Menschen, die nicht an Gott glauben. Worin können übereinstimmen?
An der Humboldt-Universität wird aus verschiedenen Perspektiven nach dem Menschen gefragt: in den Natur-, Geistes- und Kulturwissenschaften, es gibt historische und philosophische, soziologische, juristische und ökonomische Blicke auf den Menschen.
Das Institut für katholische Theologie wird sich zusammen mit der evangelischen, der jüdischen und der islamischen Theologie in den Kreis der universitären Wissenschaften einreihen, die den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Forschungen rücken. Auf Augenhöhe! Und dann möge sich im wissenschaftlichen Streit das bessere Argument durchsetzen!
Als Erzbischof von Berlin und als Theo-Loge will ich alles tun, damit sich die katholische Theologie der Frage nach dem Menschen im Konzert der Wissenschaften umfassend stellen kann. Darauf freue ich mich!