BZ-Kolumne

Wut und Trauer werden nicht weniger

Manchmal tut sich plötzlich ein Fenster der Hoffnung auf: Bei einem Besuch in einer Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine sind mir zwei kleine Kinder aufgefallen. Sie hatten die Angst und Sorgen, das organisatorische Drumherum vollständig ausgeblendet und waren ganz vertieft in ihr Spiel und offenbar heiterer Stimmung. Ihr Lachen habe ich noch im Ohr. Sie sind aus derselben Stadt in der Ukraine zu uns nach Berlin geflohen und hier zum ersten Mal aufeinander getroffen und doch wirkten sie wie ziemlich beste Freunde.

Wenn ich mich an ihr Lachen und ihr versunkenes Spiel erinnere, erwärmt es mir noch immer das Herz. Es unterbricht meine Empörung über Kriegsverbrechen in der Ukraine, meine Ohnmacht gegenüber brutaler Aggression und meine Sorge um die vielen Zivilisten, die Opfer eines Kriegs geworden sind. Die Kinder sind für mich die Spur Hoffnung und der Funken Glück inmitten einer Weltlage, die sich nicht zum Besseren verändern will.

Diese Hoffnung brauchen wir, um in unserem Bemühen nicht nachzulassen.
Ich ermutige auch Sie: Suchen Sie nach solchen Zeichen der Hoffnung, bleiben Sie – trotz allem – aufmerksam für die Wunder Gottes in unserem Leben. Natürlich weiß ich, dass auch Kinder zu den Opfern des Kriegs in der Ukraine zählen; aber nur wenn ich in meinem Kopf und in meinen Erinnerungen auch den spielenden Kindern Platz einräume, bleibt die Hoffnung lebendig. Hoffnung ist der Motor, sich für Veränderung einzusetzen: Geflüchteten Zuflucht gewähren, über die Caritas und Renovabis die Menschen vor Ort unterstützen und nicht nachlassen in unserem Protest gegen den Krieg und unserem Gebet um Frieden und Gerechtigkeit.

Meine Wut und meine Trauer werden nicht weniger. Mut und Kraft allerdings machen mir die beiden Kinder. Um ihretwillen ist kein Einsatz zu hoch, kein Protest zu scharf und keine Einschränkung zu schwer und kein Gebet vergebens.