BZ-Kolumne

Zusammen sind wir Heimat

"Zusammen sind wir Heimat“. Der 9. November erinnert uns Deutsche daran in besonderer Weise. Es ist der Tag, an dem die Mauer fiel, die unsere Heimat brutal getrennt hatte. Es ist aber auch der Tag, an dem Deutsche ihren jüdischen Nachbarn ihre Heimat brutal entrissen haben.

„Zusammen sind wir Heimat“, das ist das Motto für den Sozialpreis des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd) in diesem Jahr. Wer den Sozialpreis gewinnt, darf ich noch nicht verraten, aber ich habe schon jetzt gewonnen. Als Mitglied der Jury durfte ich viele wunderbare Projekte von gelungener Integrationsarbeit in ganz Deutschland kennenlernen.

Ich war überrascht und erfreut, wie vielfältig und pragmatisch katholische Kliniken in ihrem stressigen Alltag die Situation anpacken und Neues erfinden. Und ich bin ein wenig stolz, dass katholische Krankenhäuser in Berlin sich nicht verstecken müssen: Sie stellen unbürokratisch Projekte auf die Beine, die sie zusätzlich einiges an Geld, Arbeitskraft und Ressourcen kosten. Beeindruckt hat mich das Projekt „Kultursensible Geburtshilfe“ einer katholischen Geburtenstation. Schwestern, Ärztinnen und Hebammen haben Fotokarten entworfen, die die Verständigung mit Schwangeren ohne Deutsch- und Lesekenntnisse erleichtern. Am St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin gibt es eine „psychiatrische Institutsambulanz“, die für die Behandlung von Flüchtlingen interkulturell kompetente Teams einsetzt.

Die mehr als 400 katholischen Krankenhäuser in Deutschland fühlen sich der Caritas – also der Nächstenliebe – verpflichtet. Wer hier eine Kosten-Nutzenrechnung aufmacht, dem entgeht der tiefere Sinn menschlicher Fürsorge, die keinen Preis hat.

„Zusammen sind wir Heimat“. Der 9. November mahnt uns vor Ausgrenzung und Mauerbau. Die Ideen für den Sozialpreis beflügeln und setzen eine positive Dynamik in Gang. Sie tragen dazu bei, dass „Heimat“ in Deutschland für viele Menschen zu einem guten und geschützten Ort wird, dass Deutschland immer mehr zur Heimat wird.