BZ-Kolumne

Antisemitismus geht nicht von alleine weg

Meine Kippa heißt Pileolus. Meine ist violett, Kardinäle tragen eine in rot, der Papst – als einziger – hat ein weißes „Käppchen“, eine kleine Kopfbedeckung, denn nichts anderes heißt das lateinische Pileolus auf Deutsch. In der Form sind Pileolus und Kippa einander recht ähnlich und in gewisser Weise auch in der Bedeutung. Denn so wie man im Gottesdienst Bischöfe und Kardinäle am Pileolus erkennt, so ist die Kippa zum Erkennungszeichen der Juden geworden.

Einen Unterschied gibt es dennoch: ich trage mein Käppchen nur, wenn ich auch sonst „Dienstkleidung“ trage, also zusammen mit der Soutane oder im Gottesdienst zusammen mit der liturgischen Kleidung, während die Kippa durchaus auch im Alltag getragen wird mit den erschütternden Folgen, die mich entsetzen.
„Berlin trägt Kippa“ so hieß die gestrige Solidaritätsdemonstration. Es war eine bedeutsame Geste und ein wichtiges Zeichen, gegen Antisemitismus und Intoleranz.

Antisemitismus geht nicht von alleine weg. Und selbst wenn er weggeht, kommt er oftmals auf anderen Wegen wieder zurück. Auch manche Flüchtlinge haben ihn aus Ländern mitgebracht, in denen die Feindschaft zu Israel und Judenhass zum Alltag gehören. Viele sind sogar damit aufgewachsen. Aber auch hierzulande ist es manchen sogenannten Musikern egal, mit welchen Feindbildern sie provozieren und mit welchen Grenzüberschreitungen sie ihr Geld verdienen.

„Berlin trägt Kippa“ war ein starkes Zeichen, das uns hoffentlich aufgeweckt hat und uns achtsam macht auf Antisemitismus und mutig zum Widerspruch.
Egal welche Symbole für die verschiedenen Religionen stehen, ob Kreuz oder Davidsstern, Pileolus oder Kippa, ich möchte in einer Stadt leben, in der jeder sich zu seinem Glauben bekennen darf, ohne Gewalt und Beschimpfungen befürchten zu müssen.