BZ-Kolumne

Böse Geister vertreiben

Lange bevor ein Riesenrad am Brandenburger Tor stand, ließen unsere Vorfahren bereits brennende Holzräder ins Tal rollen, um die bösen Geister zu vertreiben, denn sie glaubten, dass Wotan und andere Geister, Götter und Gespenster in dieser Nacht besonders auf Krawall gebürstet sind.
Und offenbar waren – oder sind immer noch? – die gefürchteten bösen Geister recht schreckhaft, denn sie lassen sich durch entsprechenden Krach und Lärm – je lauter desto besser – in die Flucht jagen; wichtige Voraussetzungen, um dann gut und entspannt ins Neue Jahr starten zu können.
Aus diesem alljährlichen Kampf gegen die bösen Geister entstand der Brauch, in der Silvesternacht Böller und Feuerwerkskörper zu zünden und neben Kindern und Hunden eben auch diese Geister zu erschrecken. Weder das Christentum noch die fortschreitende Säkularisierung vermochten es, dieses Verfahren gänzlich abzuschaffen.

Wenn jetzt mehr und mehr davon die Rede ist, das Böllern zu verbieten oder wenigstens den Verkauf von Feuerwerkskörpern, mag für manchen deshalb die Frage aufkommen: wer schützt uns dann noch vor den bösen Geistern? Und kann das neue Jahr ohne Krach und Lärm überhaupt ein gutes Jahr werden?

Für Christen ist eine solche Frage ziemlich unwichtig; denn wir teilen solchen Geisterglauben nicht und glauben genauso wenig an die Kraft der Böller.
Für uns ist das Silvesterfeuerwerk eher ein sehenswerter Spaß, eine Art Begrüßung des neuen Jahres, von dem aber keiner weiß, was es bringen wird.

Der christlich-gregorianische Kalender, zu dem eben auch der Gedenktag des heiligen Silvester gehört, sagt uns vielmehr: jedes Jahr ist ein Annus Domini, ein Jahr des Herrn, das unter dem Schutz und unter der Vorsehung Gottes steht.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, mir selbst und allen Menschen einen friedlichen Jahreswechsel und ein gesegnetes Jahr 2022!