BZ-Kolumne

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen"

50 Tage selbstgewählte Klausur in einem nicht näher bezeichneten „Obergemach“ in Jerusalem. 50 Tage brauchen sie, um die Frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu wirklich zu verstehen und Mut zu fassen. 50 Tage verharren die Apostel einmütig im Gebet, „zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern“ (Apg 1,14), wie es in der Apostelgeschichte heißt.

50 Tage nach Ostern – Pfingsten leitet sich vom griechischen Wort für Fünfzig ab – aber muss etwas passiert sein: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apg 2,2-4)

Es ist der Heilige Geist, der ihnen Mut macht, „Gottes große Taten“ zu verkünden (Apg 2,11). Und als wäre das nicht schon Wunder genug, können sie offenbar sämtliche Sprachbarrieren überwinden. Man muss sich die Vielfalt der Sprachen und Nationalitäten damals in Jerusalem ähnlich bunt vorstellen wie an Pfingsten in einem Berliner Sightseeing-Bus. Das Wunder bestand darin, dass alle die Frohe Botschaft der Apostel nicht nur irgendwie, sondern ein jeder in seiner eigenen Sprache verstehen konnte.
Ein solches Wunder wünsche ich mir auch – für das kommende Pfingstfest und für jeden Tag und für einen jeden und eine jede von uns. Denn oft genug kommt es mir so vor, als würden wir uns nicht verstehen, sondern viel lieber missverstehen wollen. Dabei braucht es nicht viel: die Bereitschaft, sich einfach auszudrücken, auch andere Positionen verstehen zu wollen und sich auf den Heiligen Geist einzulassen. Oder für die, die nicht an einen Heiligen Geist glauben: auf den guten Geist der Einheit und der Verständigung.

50 Tage nach Ostern liegt darauf meine Hoffnung. Keine Angst! Was einmal in Jerusalem geklappt hat, könnte auch heute in Berlin funktionieren.