BZ-Kolumne

Damit im Zeugnis stehen kann: „Mathe: 1, Religion: 1“

„Mathe: 6, Religion: 1“. So wurden – jedenfalls in meiner Schulzeit – freundliche aber eher nicht so gute Schülerinnen und Schüler (dis-)qualifiziert.

„Mathe: 1, Religion: 6“ wiederum ist eine Bewertung von wichtigen und nicht so wichtigen Fächern, die mir Sorge macht. Wenn in den letzten Wochen in einer Art Endspurt vor den Sommerferien zunächst sichergestellt werden musste, dass die Kinder und Jugendlichen richtig rechnen und lesen und schreiben können, sind Fächer wie Musik und Kunst aber auch der Religionsunterricht aber genauso wichtig.
Wo sonst – wenn nicht in Kunst oder Musik – kann man lernen, wie man seine Wut, seine Angst aber auch Hoffnung und Zuversicht zum Ausdruck bringt? Mit Dur und Moll, mit Licht und Schatten.

Wo sonst – wenn nicht im Religionsunterricht – kann man die Fragen stellen, die beim „Homescholing“ oft zu kurz kamen: „Warum dürfen wir die Großeltern nicht besuchen?“ – „Wer ist ‚schuld‘ an Corona?“ – „Warum müssen so viele Menschen unter Corona leiden?“ – „Was gilt meine Freiheit denn noch?“ Guter Religionsunterricht wird keine platten Antworten geben, guter Religionsunterricht wird aber all diese Fragen, alle Sorgen und Ängste zulassen und – im christlichen Religionsunterricht – Antworten aus dem Glauben anbieten. Und er wird gleicherweise daran erinnern, dass Jesus Christus selbst nicht auf alle Fragen eine Antwort hinterlassen hat. Aber er hat versprochen, dass wir in seinem Geist Antworten auf viele unserer Fragen finden können.

Zurecht weisen Verantwortliche darauf hin, dass jetzt auch wieder Theater, Museen und Konzertsäle geöffnet werden müssen. Dankbar feiern wir, die Kirchen schon länger wieder Gottesdienste. Ähnliches sollte für die Schulen gelten: Kunst-, Musik- und Religionsunterricht müssen von neuem beginnen, damit Kultur wieder stattfinden kann – und nicht nur kultivierte Angst.

Damit im Zeugnis stehen kann: „Mathe: 1, Religion: 1“