BZ-Kolumne

Das Gespräch ist durch nichts zu ersetzen

Meine Sorge gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Verkäuferinnen und Verkäufern, die mit hoher Kompetenz und Freundlichkeit die Seele des KaDeWe sind. Ich weiß, wovon ich rede, denn manches Mal bin ich selber dort Kunde.

Meine größte Sorge gilt natürlich nicht dem Erhalt von Deutschlands berühmtestem Konsumtempel, der Erhalt von Kirchen liegt mir mehr am Herzen. Dabei erkenne ich an, dass das KaDeWe neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und vielleicht unserer Sankt Hedwigs-Kathedrale eines der bedeutenden Wahrzeichen von Berlin ist.
Denn das KaDeWe ist auch ein Mahnmal: Der mutige und visionäre Gründer des Kaufhauses, Adolf Jandorf, steht für die jüdischen Händler und Kaufleute, die nicht nur Ku‘Damm und Tauentzien maßgeblich prägten. Bis sie ab 1933 enteignet, zur Ausreise gezwungen oder verhaftet und ermordet wurden.
Als das KaDeWe 1905 eröffnet wurde, war es beinahe so etwas wie ein Museum oder ein Zoo für Waren aus aller Welt: Früchte aus der Südsee, Mode aus Paris waren plötzlich einfacher erreichbar. Und schon immer ging man ins KaDeWe nicht nur zum Kaufen, sondern auch zum Schauen.

Religiöse Tempel stehen mir beruflich und persönlich näher als Konsumtempel, und dennoch wäre auch die Schließung des KaDeWe ein großer Verlust: noch eine verschlossene Tür mehr, noch ein Grund weniger in die Mitte der Stadt zu kommen.

So wie wir als Kirchen und Religionsgemeinschaften alles versuchen, unsere Gotteshäuser offen und einladend zu halten, sollte auch das KaDeWe erhalten bleiben für eine lebendige Stadt mit Begegnung und Austausch und um der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter willen. Denn egal, ob es ums online einkaufen, ums online treffen oder online beten geht: das Gespräch ist durch nichts zu ersetzen, egal ob es dabei um Kaufberatung oder Seelsorge, um die Beziehung oder um das Wetter geht.