BZ-Kolumne

Das gleiche Recht auf Freiheit

"Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen.“

Sonntag für Sonntag, kurz vor 12 Uhr, ist dieses Bekenntnis zusammen mit dem Geläut der Freiheitsglocke des Rathauses Schöneberg im Programm von Deutschlandradio Kultur zu hören.

Für die Hörer des früheren Radiosenders Rias (Rundfunk im amerikanischen Sektor) geht die Tradition, das Bekenntnis jeden Tag zu verlesen, zurück bis zum 24. Oktober 1950.

In diesen Tagen muss ich häufig an den Berliner Freiheitsschwur denken.

Aus Mossul im Nordirak müssen Christen vor islamistischen Extremisten fliehen. Wenn aus dem  Gazastreifen heraus Hamas-Krieger gegen Israelis kämpfen, dann kämpfen Muslime gegen Juden. Auf europäischen Straßen – auch in Berlin – werden immer öfter Juden in übelster antisemitischer Weise beschimpft. Und im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine lassen sich sogar die Kirchen für falsche politische Zwecke missbrauchen.

Der Schwur der Freiheitsglocke im Rathaus Schöneberg ist – das meine ich – ein Bekenntnis, auf das sich wohl alle Religionen einigen könnten, vor allem, „dass allen Menschen von Gott die Würde und das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde“.

Wenn dieser Satz beherzigt werden würde, so hätten auch Extremisten und Nationalisten kein religiöses Argument mehr für Krieg, für Terror und Beschimpfung Andersdenkender und Andersgläubiger.

„Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen“, heißt es im Freiheitsgelöbnis.

Auch im Namen Gottes ist es an der Zeit an dieses Versprechen zu erinnern und mutig dafür einzutreten. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Frieden in Freiheit und gegenseitiger Achtung möglich ist.