BZ-Kolumne

"Das ist ein Fasten, wie ich es liebe ..."

Manch einer zieht sich zum Abnehmen in eine Kurklinik zurück. Das karge Buffet bestärkt ihn in seinem Willen, sich beim Essen zurückzuhalten. Und trinken soll er ohnehin sehr viel, sagt die Diät-Assistentin.
Auch wenn sich das Ganze gern „Fasten-Kur“ nennt, hat es doch mit dem Fasten aus religiösen Gründen gar nichts zu tun.

Viele Muslime begehen den Fastenmonat Ramadan mit strengem Fasten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang essen sie nichts und sie trinken auch nichts. In muslimisch-geprägten Ländern mag das noch ein wenig einfacher sein, wenn wenigstens auch die Restaurants und Cafés in dieser Zeit geschlossen haben. In Berlin stelle ich mir das wirklich schwer vor: an jeder Ecke lockt der Duft einer anderen Spezialität, ein Imbiss oder ein Café, und das dann noch im Sommer, wo sich das Leben weitestgehend auf der Straße stattfindet und man ohnehin mehr Durst hat.

Fasten ist – nicht nur im Islam – eine geistliche Übung, es geht nicht um Selbstoptimierung sondern um das Verhältnis zu Gott und zu seinen Mitmenschen.

So ist das Fasten ein Zeichen, dass meine Liebe zu Gott größer ist als mein Hunger und mein Durst. Es ist aber auch ein Zeichen der Solidarität mit denen, die um ihr Überleben tagtäglich kämpfen müssen. Ein französischer Priester hat es einmal so erklärt: Ramadan ist die praktizierte Solidarität mit den Obdachlosen: Ohne Kühlschrank, Mikrowelle und Sparbuch fangen sie jeden Morgen von vorne an, sich Essen und Trinken zu sichern, um dann bis zum Abend genug zusammengebettelt zu haben.

Beim Propheten Jesaja steht: „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: … jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden (…und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen).“ (Jes 58,6f)

Bei allen Unterschieden: das Fasten verbindet uns. Darum wünsche ich allen Muslimen einen gesegneten Ramadan.