BZ-Kolumne

Das Wort des Herrn bleibt - in Ewigkeit

Den evangelischen Christen geht – wohl nicht ganz zu Unrecht - der Ruf voraus, dass sie sich besser auskennen in der Bibel als wir Katholiken. Nicht ganz ohne Stolz verweisen sie darum auf Martin Luther, der mit seiner Übersetzung der Bibel nicht nur eine kulturelle Leistung vorgelegt, sondern auch seinen persönlichen Glauben zum Ausdruck gebracht hat.

„… alles Fleisch, es ist wie Gras“, diesen Vers aus der Bibel, aus dem sogenannten Petrusbrief, hat sich ein anderer evangelischer Christ für sein „Deutsches Requiem“ ausgesucht: Johannes Brahms.

In der neuen Fassung der Luther-Bibel ist der Klang von Luthers Originalton noch erhalten. Es heißt da: „Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen“. Beim intensiven Durchlesen bleibe ich bei dem Wort „Fleisch“ hängen. Was damit gemeint ist, versteht man wohl ein wenig besser, wenn man - eine andere neue - Bibelübersetzung gegenüberstellt.

Dort heißt es: „Alles Sterbliche ist wie Gras und all seine Schönheit ist wie die Blume im Gras. Das Gras verdorrt und die Blume verwelkt“. Petrus weist die Leser seines Briefes auf die Vergänglichkeit hin: alles in unserer Welt vergeht. Doch er sagt dann auch „… das Wort des Herrn bleibt - in Ewigkeit“.
Auch diesen Satz hat Brahms für sein deutsches Requiem vertont; denn er will ja tröstliche Musik schreiben. Darum verlässt sich ganz auf das „Wort Gottes“, das ja Trost bringen soll. Belege dafür findet er quer durch die ganze Bibel: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“, „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“.

Meine liebste Stelle in Brahms‘ Requiem beginnt aber so: „Ich will Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“. Beim Propheten Jesaja hat er diese Stelle gefunden. Gott tröstet wie eine Mutter, wie eine Mutter nimmt er sein Kind auf den Schoß.

Brahms hat die Bibel verwendet, die zu seiner Zeit die übliche war. Doch seine Vertonung versteht man heute noch genauso, selbst wenn der Text vielleicht antiquiert klingt.

Wer diese großartige Vertonung hören will ist zum „Deutschen Requiem“ herzlich eingeladen. - am Samstag, 18. März 2017, 20.00 Uhr im Konzerthaus.