BZ-Kolumne

Die Event-Kultur ist kein guter Ersatz für christliche Feiertage

Ich habe meine Wette gewonnen: Deutschland feierte 4:0, das ist ein großartiger und überraschender Sieg unserer Nationalmannschaft.
Vergessen sind - zumindest eine Zeit lang - die Probleme, die bis dahin den deutschen Alltag prägten: die Eurokrisen und Sparpläne, die Umweltkatastrophen und Missbrauchsskandale, die Rücktritte und die Fehltritte in der politischen Landschaft. Und selbst die nervenden Vuvuzelas können uns nichts mehr anhaben. Es lässt sich leben: als Sieger in Feierlaune.Wie lange diese Stimmung anhält, weiß allerdings keiner, weil die Probleme ja geblieben sind, und das nächste Match noch lange nicht gewonnen ist.

Aber es ist eben auch deutlich geworden: wir brauchen Highlights in unserem so ernüchternden Alltag. Wir brauchen Sieger, um von den Sorgen nicht besiegt zu werden; denn "wir essen (zwar) Brot, aber wir leben vom Glanz" - wie es die deutsche Dichterin Hilde Domin einmal in ihren Worten ausgedrückt hat.Und weil das so ist, darum gibt es den kirchlichen Kalender, der letztlich die Grundlage unseres weltlichen Kalenders geblieben ist. Dieser Kalender teilt nicht nur die Zeit ein. Er teilt auch das Jahr auf - in den normalen Alltag, in besondere Zeitabschnitte und in die Festtage des Jahres. Er bringt uns immer wieder Feste, die unsere Alltäglichkeit aufmuntern sollen. Und bis heute verdanken wir ihm die meisten unserer Feiertage.

Neben den sogenannten Hochfesten gibt es in diesem Kalender viele Festtage, an denen vor allem die Heiligen gefeiert werden. Das sind sozusagen die christlichen Siegertypen, die manchmal so aussehen, als hätten sie in unserer Welt eigentlich verloren. Aber der Schein trügt. Auf jeden Fall sind es Menschen, die uns Hoffnung machen - dass das Leben weitergeht trotz aller Sorgen und dass alles doch noch gut wird. Diese Hoffnung geben sie durch ihren gelebten Glauben an einen Gott, der unser menschliches Leben kennt und mitgelebt hat.

Manchmal wünsche ich mir, dass dieser Kalender wiederentdeckt wird, und die Hoffnung, die in ihm steckt; denn eine Eventkultur kann keinen Heiligenkalender ersetzen.