BZ-Kolumne

Die Freude der Liebe

Eigentlich bin ich ja gar nicht gemeint, wenn sich Papst Franziskus über die „Freude der Liebe“ äußert; denn sein gerade erschienenes Schreiben „Amoris Laetitia“ – so der lateinische Titel – meint die Liebe zwischen Mann und Frau, wie sie in der Ehe gelebt wird. Und bekanntlich haben katholische Priester und Bischöfe die Ehelosigkeit versprochen, was natürlich nicht heißt, dass sie ohne Familie oder freundschaftliche Bindungen wären.

Obwohl ich also selbst nicht verheiratet bin, habe ich den ziemlich umfangreichen Text sehr gern und sehr genau gelesen. Denn zwar lebt der Papst selbst natürlich auch ehelos, aber er hat sich in beeindruckender Weise in die familiäre Situation hineingedacht. Zweimal hat er die Bischöfe zu diesem Thema nach Rom zusammen gerufen. Und zweimal hat er Katholiken auf der ganzen Welt befragt, wie es ihnen so geht in ihrer Ehe und mit ihrer Familie. Viele Beobachtungen und Einschätzungen finden sich wieder in seinem Schreiben: dass Familie mehr ist als Mutter, Vater, Kinder, dass in vielen Weltgegenden die Großfamilie eine entscheidende Rolle spielt; dass Armut und Not, Flucht und Vertreibung Familien zerstören, dass sich alte Menschen von ihren Familien abgekoppelt fühlen, oder dass auch finanzielle und berufliche Probleme Familien belasten.

Papst Franziskus weiß auch, dass die Kirche nicht immer nur über die „Freude der Liebe“ und das Glück gepredigt hat, das Ehe und Familie bedeuten, sondern dass Forderungen und Gebote manches Mal zu sehr in den Vordergrund gerückt wurden.

Und er weiß ebenso von der Sehnsucht nach einer verlässlichen, beständigen Bindung zwischen Mann und Frau und dem Wunsch nach Kindern, die aus solcher Verbindung hervor gehen. In diesem Sinne erinnert der Papst an das Wort der Bibel: „ … als Mann und Frau schuf Gott den Menschen“.

Und so lädt Franziskus mit seinem Schreiben dazu ein, dass wir Ehe und Familie schätzen, und uns auf den Weg machen zu einer familienfreundlichen Kirche und zu einer familienfreundlichen Gesellschaft.