BZ-Kolumne

Die Heilige Barbara und die U5

Was verbindet den Gotthard-Basistunnel in der Schweiz mit der Verlängerung der U5 in Mitte? Beide sind unter dem Schutz der Heiligen Barbara gebaut worden. Dabei hat offenbar der Berliner Baugrund mehr Probleme gemacht als das Schweizer Bergmassiv.

Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute und der Tunnelbauer; deswegen eröffnet die BVG morgen am Barbaratag die Verlängerung der U-Bahn Linie U5 zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof.

Der Überlieferung nach wurde die Heilige Barbara zur Schutzpatronin der Tunnelbauer, weil sich bei ihrer Flucht vor ihrem böswilligen Vater ein Felsen öffnete, hinter dem sie sich verstecken konnte. Wenig Zeit vorher war sie gegen den Willen ihres Vaters Christin geworden.

Schutzpatrone scheinen ein wenig aus der Mode gekommen zu sein. Und die Tunnelbauer mögen eine der wenigen Zünfte sein, die ihre Schutzheilige so hoch halten. Jahr für Jahr hatten sie in der U5-Baustelle ihre Schutzpatronin am 4. Dezember verehrt, und das, obwohl ihnen der Berliner Untergrund nicht freiwillig nachgegeben hat.

Wer sich – wie die Tunnelbauer – einer Schutzpatronin anvertraut, ist nicht etwa naiv oder abergläubisch. Wer das Leben kennt, weiß vielmehr, dass letzte Sicherheit nicht menschlich gemacht werden kann.

Natürlich müssen Tunnelbauer darauf vertrauen können, dass die Berechnungen der Statiker stimmen, und dass keiner der Kollegen leichtsinnig wird oder ein Risiko eingeht. Doch letztlich funktioniert nichts ohne Gottes Hilfe. Und das gilt wohl für alle Bereiche unseres Lebens.

Wenn Sie also morgen oder auch später die neue Streckenführung persönlich testen, vergessen Sie nicht, an die zu denken, denen Sie sich damit anvertrauen: die Tunnelbauer, die U-Bahnfahrer, die vielen, die im Hintergrund wirken – und auch an die Heilige Barbara.