„Die größte Geschichte aller Zeiten“, das ist ausweislich des Titels eines mittlerweile in die Jahre gekommenen Hollywood-Films das Leben Jesu. Hollywood steht mit dieser Einschätzung nicht allein da. Das Leben Jesu, insbesondere sein Leiden und Sterben sowie seine Auferstehung, sind nicht nur der Stoff der vier Evangelien des Neuen Testaments, sie sind unzählig oft verfilmt, vertont und neu aufgeschrieben worden. Am eindrücklichsten für mich sind die Passionen von Johann Sebastian Bach.
„Die größte Geschichte aller Zeiten“ ist für uns Christen aber kein mehr oder weniger bedeutender Sandalenfilm oder hoher Kunstgenuss. Christen leben und bekennen „alle Jahre wieder“ diese Geschichte: von der Geburt an Weihnachten bis zu Tod und Auferstehung in der kommenden Woche.
Die Karwoche ist mir besonders heilig, sie ist die emotional und spirituelle dichteste Woche des ganzen Jahres: Auf den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem an Palmsonntag folgt an Gründonnerstag das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Wenn Christen seitdem Abendmahl oder – wie wir sagen – Eucharistie feiern, führen sie den Auftrag Jesu selbst fort: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Gleichzeitig ist der Gründonnerstag der Abend, der den Umschwung bringt: Verrat und Angst prägen Verhaftung und Verhör. Der Karfreitag lässt uns das Leiden und Sterben Jesu nachvollziehen und mit-leiden und führt in die Ohnmacht und abgrundtiefe Trauer von Karsamstag. Bis es in der Nacht zu Ostersonntag kein Halten mehr gibt: Gott erweckt seinen Sohn von den Toten.
Man muss die Dramatik der Karwoche aushalten, man darf nicht vorspulen oder das Ende verraten. Angst und Hoffnung, Trauer und Leiden, Sterben und Auferstehung sind nicht inszeniert, sie sind echt.
Denn „Die größte Geschichte aller Zeiten“ ist eine Liebesgeschichte, von der Liebe Gottes zu uns Menschen, die auch durch Gewalt, Folter und Tod nicht überwunden wird.