BZ-Kolumne

Die Kuppel der Hagia Sophia

Der Durchmesser der Kuppel der Hagia Sophia in Istanbul ist mit 31 Metern gerade mal zwei Meter kleiner als der der Berliner Sankt Hedwigs-Kathedrale. Am Ende ist die Leistung der Architekten im damaligen Konstantinopel ungleich höher einzuschätzen: Die Kuppel von Sankt Hedwig ist aus Beton-Segmenten und rund 50 Jahre alt, die Kuppel der Hagia Sophia ist aus Ziegeln gebaut und rund 1.500 Jahre älter. Ein einzigartiges, spektakuläres Bauwerk, ursprünglich gebaut zum Gebet für Christen. Und vor allem die Kirche des Ostens hat es Jahrhunderte lang als solche Gebetsstätte genutzt.

Vergangenen Samstag wurde der griechisch-orthodoxe Priester Emmanuel Sfiatkos hier in Berlin zum Bischof geweiht. Als Hilfsbischof seines Metropoliten wird er in unserer Hauptstadt residieren und seine wachsende Gemeinde betreuen. Dabei bleibt er dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel eng verbunden und der Hagia Sophia.

Hagia Sophia, das ist – einfach übersetzt – die heilige Weisheit. Weisheit, das ist etwas anderes als schlau, klug oder pfiffig, Weisheit meint, dass man Zusammenhänge durchschaut und hinter die Dinge blickt. Schon für die frühe Christenheit war Weisheit gleichbedeutend mit dem Wort Gottes, ja mit Jesus Christus selbst.

Vielleicht wird von daher der Ärger der Christen verständlich, wenn Präsident Erdogan aus dem jetzigen Museum ein Gebetshaus machen will, das ausschließlich von Muslimen genutzt werden darf.
Istanbul, Konstantinopel und die Hagia Sohphia haben bereits einige Wenadlungen erlebt. Was aber spricht wirklich dagegen diese ursprünglich christliche Kirche als Museum zu belassen oder als Gebetshaus für verschiedene Religionen zu öffnen?

In der U-Bahn sagte mir neulich ein türkischer Mitbürger, dass er diesen Schritt der türkischen Regierung für völlig unnötig halte. Die Türkei hätte ganz andere Probleme, und er fügte hinzu: das ist ein weiterer Schritt weg von Europa. Ich befürchte, dass er damit Recht hat.