BZ-Kolumne

Eigentum verpflichtet

Wohnungen sind zum Wohnen da. Klingt plausibel. Ist aber nicht immer richtig. Immer mehr Wohnungen werden nicht zum Wohnen gekauft sondern als Investition. Wenn es bei der Bank kaum mehr Zinsen gibt oder das Vertrauen in die Börsenkurse und Aktien fehlt, dann ist eine Investition in Wohnraum offenbar die derzeit interessanteste Geldanlage. Manche Investoren kennen ihre Geldanlage gar nicht, interessieren sich nur für die „Rendite“. Manche Wohnungen werden nicht einmal vermietet.

In Berlin geht es uns noch gut, jedenfalls im internationalen Vergleich; so sagen die, die etwas davon verstehen. Unübersehbar ist allerdings, dass auch in unserer Stadt am anderen Ende der Skala, bei denen, die bezahlbaren Wohnraum suchen, die Schlange länger wird. Auch sog. „Normalverdiener“ können nicht mehr in Berlin wohnen bleiben, von Wohnungslosen und anderen wirklich armen Menschen gar nicht zu reden.

Als Kirche verstehen wir uns natürlich als Anwalt derer, die wenig haben, derer, die keinen Wohnraum finden. Als Berliner, der schon oft Streit um Wohnungsbesetzungen und –räumungen, um „Miethaie“ und „Baulöwen“ erlebt hat, bekümmert mich das Problem auch ganz persönlich. Ich wünsche es mir selbst und gehe davon aus, dass es doch in unser aller Interesse sein muss, die „Berliner Mischung“ beizubehalten.

Ich wünsche mir, dass auch künftig so wie immer Menschen mit unterschiedlichem Portemonnaie und unterschiedlicher Herkunft, Singles und Großfamilien, Eigentümer und Mieter, dass sie alle einen Platz in Berlin haben und ihn auch bezahlen können. Das macht Berlin doch so sympathisch und lebenswert.
„Eigentum verpflichtet“, so sagt die katholische Soziallehre. Das heißt nicht, dass man jemand umsonst wohnen lassen muss, das heißt auch nicht, dass man nicht nachhaltig investieren darf. „Eigentum verpflichtet“ heißt einfach: wer mehr hat, dessen Verantwortung für unser Zusammenleben ist dadurch einfach größer.