BZ-Kolumne

Energiewende im Denken

Vor gut 50 Jahren hat man das Klima noch dem Heiligen Petrus überlassen, dem himmlischen Wettermacher. Heute machen wir das selbst, und wir sehen die dramatischen Folgen. Der Klimawandel scheint in vollem Gange.

In diesen globalen Zusammenhang sollte auch die Debatte um die zukünftige Energieversorgung in Deutschland gestellt werden.  Denn der atomfreie Strom allein macht noch keine Energiewende.

Unstrittig ist, dass die Nutzung der Kernenergie aus ethischer Sicht höchst problematisch ist: Die ungeklärte Entsorgung des Atommülls, die Möglichkeit von Katastrophen wie in Fukushima und von Terroranschlägen lassen sich nicht schönreden. Doch jetzt blindlings und um jeden Preis aus dieser riskanten Energieform zu flüchten, wäre meines Erachtens zu kurz gesprungen. Es geht nicht allein um die nationalen Formen der Energieerzeugung. Für eine nachhaltige Lösung des Problems müssen auch die Risiken alternativer Energien, der Energiemangel in den armen Ländern sowie der Klimawandel mit bedacht werden. Untrennbar damit verbunden ist auch die Frage der Gerechtigkeit – zum Beispiel im Blick auf künftige Generationen.

„Macht euch die Erde untertan“, heißt es im biblischen Schöpfungshymnus. Dieser Auftrag Gottes wurde im Laufe der Menschheitsgeschichte oft so interpretiert: „Herrscht über die Schöpfung, beutet sie aus für den sogenannten  Fortschritt und eure Bedürfnisbefriedigung.“ Ein böses Missverständnis; denn nach der Intention des Schöpfers soll der Mensch der Gärtner der Natur sein, nicht ihr Zerstörer.

Daraus folgt: Ethik vor Technik und besinnungslosem Wachstum. Wir dürfen mit der Erde nicht umgehen, als hätten wir noch eine zweite.

Deshalb ist nicht allein bei der Kernenergie ein Kurswechsel nötig. Gefordert ist die Bereitschaft jedes Einzelnen, seinen Lebensstil zu überdenken, wenn die Energiewende gerecht und sozial sein soll. Und das kann und wird weh tun. Aber es geht eben um weit mehr als um das Abschalten von Atomreaktoren.