BZ-Kolumne

Entwarnung?

Glück gehabt – die Flut hat Berlin verschont. Der Spree ist es kaum anzumerken, dass nur etwa hundert Kilometer entfernt ganze Städte unter Wasser stehen, privates Eigentum und Kulturgut bedroht sind. Wir atmen auf und verdrängen das Unheil vor der Tür und auf der ganzen Welt: Häuser unter Wasser, die verheerenden Schuldenberge aus der Finanzkrise, die Todesschreie tausender von Seevögeln im Golf von Mexiko und die brutalen Folgen einer dramatischen Klimaveränderung. Man geht wieder über zum scheinbar normalen Tagesgeschäft und tut so, als wäre alles nur halb so schlimm. Verdrängen gehört zum Überleben. Wer wollte das ernsthaft bezweifeln?

Aber wahr ist ebenso: falsches Verhalten hat immer auch Konsequenzen, selbst wenn der liebe Gott weder die kleinen noch die großen Sünden sofort bestraft.
Man muss kein Untergangsprophet sein, um die berechtigte Frage zu stellen: Stimmt der Weg noch, den wir eingeschlagen haben, oder brauchen wir nicht doch einen grundlegenden Richtungswechsel?

„Exit, Wohlstand ohne Wachstum“, so heißt das Buch eines bekannten Soziologen, das vor kurzem erschienen ist. Darin weist der Verfasser nach, dass Wirtschaftswachstum und materieller Wohlstand weder das Armutsrisiko gemindert noch die Zufriedenheit der Bürger gesteigert habe. Der fatale Wachstumswahn sei vielmehr zu einem gefährlichen Religionsersatz geworden.

Man muss den Thesen dieses Buches natürlich nicht zustimmen. Aber dennoch meine ich: Einfach weiter machen wie bisher funktioniert nicht mehr. Nach einem Herzinfarkt sollte man auch seinen Lebensstil überprüfen.
Und was würde Jesus dazu sagen? „Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?“ (Lukas 12,56).
Ab heute gibt es in Deutschland übrigens eine neue Briefmarke. Sie trägt das Bild von Mutter Teresa. Ein Vorbild zum Umdenken, das nicht bloß Briefumschläge zieren sollte.