BZ-Kolumne

Facebook

Was ist der Mensch? Viele Philosophen haben sich darüber Gedanken gemacht: „Ich denke, also bin ich ein Mensch“, ist vielleicht die kürzeste Definition, denn das unterscheidet den Menschen vom Tier und allem, was ihn umgibt.
Immer häufiger habe ich den Eindruck, dass es heute eher heißt: „Ich bin online, also bin ich“ oder „Ich chatte, also bin ich“, und umgekehrt: wer keine Freunde bei Facebook hat, ist der noch ein ganzer Mensch?

Das Internet hat uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Weltweit und fast zeitgleich können wir mit all den Menschen in Kontakt treten, die wir noch vor wenigen Jahren nur über mühselige Luftpostbriefe erreichen konnten. Wer ein Foto beilegen wollte, musste tief in die Portokasse greifen! Was früher telefonisch erledigt wurde, passiert heute im Chat: Verabredungen, Parties organisieren, ja sogar bei den Hausaufgaben helfen. Gerade für junge Menschen ist Facebook selbstverständlich.

Ich kann alles mit Fotos und Videos dokumentieren, ins Netz stellen und alle daran teilhaben lassen. Und seit Facebook an die Börse gegangen ist, kann ich theoretisch sogar ausrechnen, wie viel ein einzelner Mensch wert ist.
Das ist alles schön und gut, ich will das gar nicht verbieten, aber: Jeder Mensch ist einzigartig, individuell und im Letzten ein Geheimnis. Es kann nicht gut sein, wenn man online alles über alle erfährt. Überlegen Sie sich vorher, ob Sie wirklich wollen, dass jeder mit Ihnen „befreundet“ ist. Wenn ich es richtig sehe, weist Facebook selbst mittlerweile auch auf die Risiken hin.

Im Buch der Psalmen im Alten Testament fragt sich der Beter im Gespräch mit Gott:
„Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, / des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Und gibt sich selbst die Antwort: „Du Gott hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ (Ps 8,5f)
Wir sind etwas ganz besonderes, wertvolles, das muss nicht weltweit und damit letztlich austauschbar im Netz stehen!