BZ-Kolumne

Fasten bedeutet Verantwortung zu übernehmen

Manchen Menschen sieht man es an, wenn sie fasten. Nicht etwa, weil sie noch schlanker werden und wieder in ihre Hosen passen. Nein, manche Menschen werden nervös, gereizt, oft ungeduldig, wenn sie auf Zigaretten, Schokolade, Fleisch oder Alkohol verzichten. Übrigens keineswegs ein neues Phänomen. Im Alten Testament beschreibt es schon der Prophet Jesaja: „Seht, ihr fastet und es gibt Streit und Zank und ihr schlag zu mit roher Gewalt“ und fragt: „Ist das ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem sich der Mensch demütigt: wenn man den Kopf hängen lässt wie eine Binse, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt?“ (Jes 58, 4f).

Gestern – am Aschermittwoch – haben wir Christen uns ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zeichnen lassen, zum Auftakt der Fastenzeit. Aber eben nicht, um uns zu entmutigen und den Kopf hängen zu lassen.
Fastenzeit ist ja letztlich eine Zeit der Vorfreude und der Vorbereitung auf Ostern. Für mich ist es auch eine Zeit, mein Verhältnis zur Gott, zur Welt aber auch zu mir selbst zu überprüfen: Wovon bin ich abhängig? Was gibt mir Kraft, was behindert mich? Worauf kann ich verzichten, worauf sollte ich besser verzichten?

Auch beim Propheten Jesaja gibt es eine klare Antwort zum Fasten: „Bedeutet es nicht, dem Hungrigen dein Brot zu brechen, obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen?“ (Jes 58,7).

In diesem Sinn bedeutet Fasten: Verantwortung zu übernehmen, für mich selbst, aber auch für meine Nächsten. Wer aus einer solchen Haltung der Verantwortung lebt und handelt, der wird auch nicht gereizt und ungeduldig sein. Denn er weiß, warum und wofür er fastet, nämlich nicht für das eigene Selbstgefühl, sondern um sein Verhältnis zu Gott und den Mitmenschen zu besseren Welt.