BZ-Kolumne

Fasten

Seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgericht beschäftigt uns die Frage: reicht das nun aus, was Hartz IV-Empfänger bisher zum Lebensunterhalt bekommen? Und woran soll man die Regelsätze bemessen? Dahinter aber steht die tiefere Frage: Was eigentlich braucht ein Mensch zum Leben – und wie viel?

Diese Frage steht auch über der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit, die mit dem Aschermittwoch begonnen hat. Vierzig Tage lang, also bis Ostern, machen sich Christen Gedanken darüber, was man zum Leben braucht, und worauf man eher verzichten kann. Sie tun dies, indem sie selber Verzicht üben. Verzicht auf Speisen. Verzicht auf Shopping. Verzicht auf Amusement; denn nur durch Verzicht kann man lernen, was verzichtbar ist.

Für viele wird die Fastenzeit dadurch zu einer heilsamen Entrümpelungsaktion an Leib und Seele. Und nicht wenigen wird klar, was Jesus mit den Worten meinte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt“.
Zu einem gelungenen Leben gehört eben mehr als nur die materiellen Dinge. „Wir sind ein Echo von etwas, das wir nicht kennen“, formuliert Martin Walser in seiner neuen Novelle „Mein Jenseits“. Als Christ sage ich: Zu einem vollständigen Leben gehört Gott; denn als Menschen sind wir das Echo eines anderen, der uns ins Leben gerufen hat.
Darum ist Verzicht nur die eine Seite der Fastenzeit. Eine andere ist die Besinnung – auf das, was im Leben wirklich Sinn macht und Sinn gibt.

Natürlich sind die Erkenntnisse der Fastenzeit keine Aussage zu den Regelsätzen von Hertz IV. Aber eine echte Neubesinnung tut Not – und auch ein wenig Verzicht auf Dinge, die wir nicht wirklich brauchen.