BZ-Kolumne

Franziskus lehrt uns: Christen sollten nicht alles mitmachen

Heute vor fast 800 Jahren starb in Italien der Heilige Franz von Assisi.
„Ein christlicher Narr“, so wurde Franziskus bezeichnet, weil er in der Nachfolge Christi das scheinbar Aussichtslose und Absurde gewagt hat:
Als junger Mann gibt er alles seinem Vater zurück, bis er nackt auf dem Marktplatz steht. In radikaler Armut will er Christus nachfolgen, und nicht sein Herz an die Dinge dieser Welt hängen. Wenn Papst Benedikt vor einem Jahr in Deutschland von „Entweltlichung“ sprach, dann ist es genau das, was er damit gemeint hat. Wenn wir nicht eine Kirche für die Armen sind, haben wir unseren Auftrag verfehlt!

Der „christliche Narr“ wagte sich – mitten im Kreuzzug – in das Lager des muslimischen Heeres und predigt vor dem Sultan. Das Risiko ist ihm bewusst, aber er macht es nicht, weil er lebensmüde ist: Er will von Christus erzählen und sich für ein Ende des Kreuzzugs und Frieden einsetzen.

Berühmt ist Franz von Assisi auch für seinen Sonnengesang. Die Sonne besingt er als Bruder, die Erde als Mutter und das Wasser als Schwester. Damit ist der „christliche Narr“ ganz modern: er sieht die Schöpfung als Geschenk und Lebensraum, nicht als Ware, die verbraucht oder missbraucht wird. Wir nennen das heute Ökologie oder Bewahrung der Schöpfung.

Dem Heiligen Franz ging es wie vielen Narren: die einen haben über ihn gelacht, manche wollten ihm den Mund verbieten, aber viele sind ihm auch schon sehr bald nachgefolgt. Der von ihm gegründete Orden ist auch heute noch aktiv, in Berlin zum Beispiel beruft sich die Suppenküche der Franziskaner in Pankow auf sein Vorbild, der Hospizdienst Tauwerk oder der Pfarrer von St. Ludwig.

Nackt auf dem Marktplatz, predigen vor dem Sultan und das Wasser als Schwester? Der Namenstag des Heiligen Franz von Assisi erinnert mich daran: Als Christ soll nicht alles mitmachen, auch mal Narr sein, damit das Wesentliche umso deutlicher wird.