BZ-Kolumne

Friedhofsgeflüster

Neben Kirchen sind Friedhöfe in Berlin Lieblingsorte für mich. Sie tragen ihr Motto schon im Namen: es soll dort friedlich und ruhig zugehen. Wenn man etwas hört, dann vielleicht gedämpften Straßenverkehr hinter den Friedhofsmauern oder singende Vögel. Damit es auf dem St. Hedwig-/St. Pius-Friedhof in Hohenschönhausen friedlich und ruhig bleibt, und gleichzeitig nicht einsam und traurig wird, gibt es dort die Friedhofsflüsterer; „Flüstern“, weil man die Ruhe der Toten nicht stören will.

Das „Friedhofsgeflüster“ ist ein Projekt der katholischen Pfarrei Theresa von Avila zusammen mit der Stadtteilkoordination „Der gute Pol“. Ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen lädt Friedhofsbesucher zu Begegnung und Gespräch ein, hat ein offenes Ohr für Sorgen, Trauer und Nöte oder einfach nur Zeit für eine Tasse Kaffee. Denn sie haben beobachtet, dass viele Besucherinnen und Besucher auf dem Friedhof mit ihrem ganz persönlichen Totengedenken ihren Erinnerungen und traurigen aber auch schönen Gedanken nachhängen und gern noch ein wenig reden wollen. Eine Tasse Kaffee und ein offenes Ohr wird immer angeboten und wirkt wahre Wunder. So wird der Friedhof zu einem Ort für die Lebenden und die Toten.

Der Toten gedenken und den eigenen Gedanken nachhängen, „In Gedenken – in Gedanken”, so lautet das Motto des Tags des Friedhofs am kommenden Wochenende. Am Sonntagnachmittag ab 14.00 Uhr stellt sich auch das Friedhofsgeflüster vor mit einem Angebot für die Seele, für den Geist, für die Hände und – natürlich – für den Gaumen oder eben Kultur, Natur, Kulinarik und Seelsorge an einem besonderen friedlichen Ort, auf dem Friedhof. Eingeladen sind alle, nicht nur die, die einen Verstorbenen betrauern oder besuchen wollen.

Das Projekt ist gefördert durch das Bonifatiuswerk.