BZ-Kolumne

Gebets-Kraftwerk im Berliner Westend

Selbst als der Papst im Olympiastadion Gottesdienst feierte, haben die „Rosa Schwestern“ ihr Kloster nicht verlassen. Und das, obwohl sie bei offenen Fenstern jedes Tor, das Hertha schießt, hören können, so nah ist Kloster Sankt Gabriel gelegen. Denn die „Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung“ leben in ganz strenger Klausur. D.h., ihr Leben spielt sich zwischen ihrer Zelle, dem Speisesaal und der Kapelle ab. Selbst im Besucherzimmer ist die Schwester in ihrer rosa Ordenstracht mit einem weißen Schleier auf dem Kopf von der Besucherin durch eine Gitter getrennt. Klausur kommt vom lateinischen Wort für zusperren, einschließen, und dieses „Gefängnis“ ist ein selbst gewähltes, denn die Schwestern wollen sich ganz und gar auf Anbetung und Gebet konzentrieren. Tag für Tag oder „24/7“, wie es mittlerweile heißt, kniet eine Schwester in der Kapelle und betet; zu den klassischen Gebetszeiten – über den Tag verteilt – versammeln sich alle Schwestern in der Kapelle. In ganz Berlin sind sie dafür bekannt.

Gegründet wurde der Orden, um missionierende Orden in aller Welt durch das Gebet zu unterstützen. Ich habe Kloster Sankt Gabriel im Berliner Westend immer als eine Kraftquelle auch für unsere Stadt wahrgenommen. Es tut mir gut zu wissen, dass dort Frauen sind, die beten, für alle Menschen in unserer Stadt.

In diesem Advent beschäftigt es mich sehr, dass die Schwestern aller Voraussicht nach zum letzten Mal in Berlin Weihnachten feiern. Der Orden hat entschieden, das Berliner Kloster aufzugeben. Die Schwestern werden zum ersten Mal seit langer Zeit ihr Kloster verlassen und auf andere Ordensniederlassungen aufgeteilt.

Ich werde das Gebets-Kraftwerk im Berliner Westend schmerzlich vermissen, auch das faszinierende Vorbild der Schwestern, die nur für das Lob Gottes da sind. Ich werde sie in diesem Advent ganz besonders in mein Gebet einschließen.