BZ-Kolumne

Geistreiche Pfingsten

Geschenke gibt es selten. Und auch der Einzelhandel brummt nicht wie ein Maikäfer. Vielleicht ist Pfingsten schon deshalb ein eher unscheinbares Fest geblieben.
Mit Weihnachten können die meisten ja noch etwas anfangen. Dass zu Ostern die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird, weiß zumindest noch der Eine oder Andere. Aber warum am kommenden Sonntag Pfingsten gefeiert wird, und warum das so wichtig ist, dass sogar noch der Montag dazu gegeben wird – als Feiertag -, das können wohl nur wenige erklären.

Dabei ist Pfingsten viel älter als der Karneval der Kulturen, der hier in Berlin zu Pfingsten ganz groß im Unterhaltungskalender steht. Beim Karneval der Kulturen verständigen sich Menschen aus aller Herren Länder und aus vielen unterschiedlichen Kulturen. Und vielleicht kann man sich die Situation vor 2000 Jahren in Jerusalem ähnlich vorstellen: Die Jünger Jesu waren nach seinem Tod und seiner Auferstehung in Angst. Sie trauten sich kaum nach draußen.

Am Pfingstfest aber passierte etwas Außerordentliches. „Der Geist Gottes kam über sie“, so beschreibt das die Bibel. Auf einmal war der Bann gebrochen. Sie gingen hinaus und erzählten überall begeistert von Jesus. Und das Unglaubliche geschah: alle konnten sie verstehen. Der Funke war übergesprungen von den Jüngern auf alle Menschen, die an diesem Tag in Jerusalem dabei waren: Händler, Reisende, Pilger aus der damals bekannten Welt.

Pfingsten ist das Fest für alle, die sich begeistern lassen. Ein Fest, das Mut macht, von dem zu sprechen, was wirklich wichtig ist.
Und so ist das erste Pfingstfest auch zum Geburtstag der Kirche geworden. Seitdem feiern wir, dass Gott uns seinem Geist gibt, der Resignation und Sprachlosigkeit überwindet. Dieser Geist wird immer noch gebraucht; denn viele Ereignisse in Welt und Kirche haben uns ängstlich und sprachlos werden lassen. Und wir haben dabei auch erfahren müssen: der Menschengeist reicht nur bis in die nächsten Krise.
In diesem Sinne wünsche ich uns ein geistreiches Pfingsten.