BZ-Kolumne

Gute Gründe dankbar zu sein

Vor allem Kinder kennen ihn noch: den heiligen Bischof Nikolaus. Heute feiert die katholische Kirche seinen Gedenktag. Und manche haben deshalb ihre leeren Schuhe vor die Tür gestellt, damit er sie mit Geschenken füllt.

In den USA ist Nikolaus längst zum Weihnachtsmann, in den nordischen Ländern zum Knecht Ruprecht und im Osten zum Väterchen Frost degradiert worden – leider.

Und auch manche Legenden, die sich um ihn ranken, sind seiner Person eher abträglich. Aber dennoch sagt uns die Legende mehr über diesen Heiligen als die wenigen historischen Fakten, die wir über ihn kennen.

Das Wort „Legende“ kommt ja aus dem Lateinischen und heißt übersetzt so viel wie: das zu Lesende, das, was man lesen sollte, um klüger zu werden.

Und so wollen auch Nikolaus und seine Legenden etwas sagen; denn dieser Heilige zeigt uns ein Schenken, das den anderen nicht demütigt oder klein macht. Sein Schenken bleibt unauffällig und der Geber bleibt hinter seiner Gabe verborgen.

Wie man es anders machen könnte, das wissen wir zu Genüge. Da müssen z. B. Anträge gestellt werden in dreifacher Ausführung, abgestempelt, befürwortet usw. und dann bekommt man herablassend endlich das, was einem sowieso zusteht. Da werden Geschenke gemacht, die den Beschenkten letztlich ganz klein werden lassen. Da wir Entgegenkommen demonstriert, mit dem sich der Spender als gnädiger Herr feiert.

Der heilige Nikolaus schenkt anders. Er weiß: das, was er schenken kann, hat er selber geschenkt bekommen. Nicht er will deshalb in den Vordergrund treten, sondern die Gabe, die er gibt, soll auf den verweisen, von dem alle guten Gaben kommen.

Für mich macht Nikolaus darum deutlich, dass wir alle letztlich Beschenkte sind, und dass viele Menschen für uns arbeiten, die wir niemals zu Gesicht bekommen. Darum meine ich: Trotz mancher Sorgen gibt es gute Gründe dankbar zu sein – mit oder ohne Nikolaus.