BZ-Kolumne

Ich bin ein Berliner!

„Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt…, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner!“ Vor fast genau 50 Jahren hat John F. Kennedy den Berlinern dies zugerufen. Und seine Worte haben sich in das Bewusstsein dieser Stadt eingeprägt.

Als Kind habe ich die Rede Kennedy’s „live“ hören – oder besser – miterleben können. Ja, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich zusammengepfercht mit Hunderttausenden vor dem Schöneberger Rathaus ausgehalten habe, und wie mich mein Vater auf seine Schultern heben musste, damit ich von den riesigen Menschenmassen nicht erdrückt werde.

Es war der Traum von Freiheit, den der amerikanische Präsident mit seinen Worten wachhalten wollte, ein Traum, den damals die Menschen im Westen und im Osten der geteilten Stadt geträumt haben.

Dieser Traum von Freiheit ist in Berlin schon immer lebendig gewesen. Bereits zur Zeit Preußens haben hier Menschen Zuflucht gesucht, die aus religiösen oder politischen Gründen verfolgt wurde. Hier konnte angeblich „jeder nach seiner Facon selig werden“. Und auch heute noch kommen Menschen in diese Stadt in der Hoffnung, ein freieres und besseres Leben führen zu können.

Nach christlicher Überzeugung ist Freiheit aber nicht nur Freiheit von etwas, sondern auch zu etwas. Freiheit gibt es nur im Doppelpack mit Verantwortung.
„Nehmt eure Freiheit nicht zum Vorwand für die eigenen Interessen, sondern als Verpflichtung Gutes zu tun“, mahnte schon der Apostel Paulus. Für ihn ist Freiheit Gabe und Aufgabe zugleich.

Ich meine: Wenn sich diese Stadt immer wieder an ihre freiheitliche Tradition erinnert und sich bewusst bleibt, dass Freiheit eben auch Verpflichtung bedeutet und Verantwortung, dann behält Kennedy Recht: man kann stolz darauf sein, sagen zu können: ich bin ein Berliner.