BZ-Kolumne

Innehalten, Ballast abwerfen oder umkehren hat noch keinem geschadet

Wenn man mit alten Freunden zusammensitzt und zurückschaut, merkt man wie schnell die Jahre vergangen sind. Und man spürt: eigentlich ist das Leben ein Weg – mit einem Anfang und mit einem Ende und auch mit einem Ziel.

Ich meine: jeder tut gut daran, auf diesem Lebensweg ab und zu innezuhalten und nachzudenken, ob das Ziel noch stimmt und die Richtung, in die man geht. Manchmal wird einem dabei ja auch bewusst, wie viel Altlast und Ballast man doch mitschleppt, die den Weg schwerer machen und ein gutes Vorwärtskommen hindern. Und manchmal sieht man schließlich ein, dass man umkehren, den Weg ändern oder sogar den Kompass seines Lebens neu ausrichten muss.

Für die Christen sind gestern – mit dem Aschermittwoch – die tollen Tage des Karneval zu Ende gegangen. 40 Tage der ehrlichen Besinnung sind statt dessen angesagt. Dazu gehören Fasten, Gebet und gute Werke, aber eben auch das Innehalten, das Ballast-Abwerfen und die Umkehr. Alle diese Dinge sind aber kein Selbstzweck. Sie dienen einem Ziel: fröhlich Ostern feiern zu können; denn zu Ostern feiert die Christenheit die Auferstehung Jesu von den Toten und damit das Leben, das über den Tod hinausreicht. Nicht der Tod ist also das christliche Ziel, sondern das Leben mit Christus.

Und wie man in der ersten Frühlingsonne ganz besonders deutlich sieht, dass die Fenster nach einem dunklen Winter einmal wieder geputzt werden müssten, so sieht man im Lichtglanz von Ostern, dass auch unser Leben einen Frühjahrsputz verdient hätte.
Zu diesem inneren Frühjahrsputz gehören dann auch Dinge, die nicht soviel Spaß machen, wie Fensterputzen ja auch nicht. Aber wenn man weiß, wozu man es macht, fällt es einem leichter.

Die schlimmen Vorstellungen über die Fastenzeit sollte man also vergessen. Im Gegenteil: innehalten, Ballast abwerfen oder umkehren hat noch keinem geschadet – weder einem Einzelnen, noch einer Gesellschaft. Schon darum lohnt es, bewährte christliche Traditionen nicht aufzugeben, sondern ihren Sinn neu zu entdecken.