BZ-Kolumne

Jeder Mensch hat eine Seele

Jeder Mensch hat eine Seele. Auch wenn er nicht an Gott glaubt. Davon bin ich überzeugt. Und das meint – im ihrem Sinn – auch die Psychologie. Deshalb gilt unsere Seel-Sorge auch allen Menschen, jedenfalls als Angebot.

Jeder Mensch hat eine Seele, die Erfahrung machen gerade Notfall-Seelsorger immer wieder. Rund 150 Männer und Frauen aus den Kirchen und Rettungsdiensten sind eigens ausgebildet, um bei Notfällen sich um die Seele der Opfer, der Beteiligten, der Angehörigen aber auch der Sicherheits- und Rettungskräfte zu sorgen.

Ihre Erfahrung: Verletzungen der Seele zeigen sich oft erst spät, aber lassen sich mindestens genauso schwer heilen wie körperliche Verletzungen.

Immer zum Ende des Kirchenjahres blickt die Notfallseelsorge auf das Jahr zurück, gemeinsam mit Angehörigen, Trauernden, Freundinnen und Freunden und mit allen, deren Wunden die Zeit eben nicht geheilt hat. Dann ist Trauern, Mit-Leiden auch eine Art Seelsorge.

Denn ein Notfall-Seelsorger kann keine Pillen verschreiben, keinen Verband anlegen oder ein Röntgenbild machen. Und es hilft meist auch nicht viel, wenn er selbst redet und erklärt, was – jedenfalls im Moment – niemand verstehen kann.

Seelsorger haben das, was Polizei und Rettungskräfte im Einsatz nicht haben: sie haben Zeit, sie können sich um die Angehörigen kümmern, sie können zuhören und die in den Blick nehmen, die äußerlich unversehrt aber innerlich tief verletzt dabeistehen.

Und wenn man fragt, warum sie das machen, werden sie auch von ihrem Glauben an die Seele erzählen, an die Würde jedes Einzelnenn und auch von ihrem Glauben an einen Gott, der in Jesus Christus Mensch wurde und am eigenen Leib erfahren hat, was Leid, was Trauer, was Tod bedeutet. Und schließlich werden sie auch von der Hoffnung sprechen, die sie trägt. Ich bin der Überzeugung: wir werden die Notfallseelsorge auch weiterhin dringend brauchen.