BZ-Kolumne

Jeder Mensch hat seinen Platz und seine Aufgabe

Jeder kennt eine Geschichte von inkompetenter Beratung, langen Warteschlangen, falschen Bescheiden. Jeder fühlte sich schon mal von einer Behörde ungerecht behandelt. Neben der Bahn und dem öffentlichen Nahverkehr ist der öffentliche Dienst gern Gegenstand von Klage, Jammern und Beschimpfungen. Wenn es jetzt wieder zu Streiks im öffentlichen Dienst kommen soll, umso mehr. Besonders in Berlin hat dies seit dem Hauptmann von Köpenick eine mit Lust gepflegte Tradition: Die können‘s nicht, die sind faul, unflexibel und stur. Schwerfällig sei der öffentliche Dienst und zudem zu teuer!

Übrigens: unsere eigenen kirchlichen Behörden sind davon nicht ausgenommen.

Ich will dem ausdrücklich widersprechen: Damit es gerecht zugeht in unserem Land, brauchen wir den öffentlichen Dienst. Bei Lehrkräften, Busfahrern und Krankenschwestern leuchtet das unmittelbar jedem ein. Aber wir brauchen auch die Männer und Frauen, die Formulare verschicken, Anträge bearbeiten und in der Verwaltung Kopien und Ablage machen. Sie gehören alle zu einem großen Ganzen, und nur wenn jeder an seinem Platz seine Aufgabe macht, kann das Ganze funktionieren. Wenn alle nur Leitartikel schreiben wollten, aber keiner mehr die Sportnachrichten, würden Sie die Zeitung auch nicht mehr lesen wollen.

Der Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Korinther von dem einen Leib und den vielen Gliedern. Was er über die Kirche sagt, passt auch für unser Gemeinwesen: Es ist wie ein Leib und nur wenn jeder an seinem Platz seine Aufgabe erfüllt – auch wenn sie nicht so sympathisch und interessant wirken mag – kann der ganze Leib funktionieren.
Bei Paulus heißt das so: „Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.“