BZ-Kolumne

Kämpferische Verteilung des Koran schadet den Muslimen

Für den Islam ist der Koran ein heiliges Buch. Was aber anderen Menschen in ihrer Religion heilig ist, sollten wir mit entsprechendem Respekt behandeln – zumal gerade im Koran ja manches aus der Bibel stammt. Und in der Bibel steht auch: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ (Lukas 6,31).

Es verbietet sich also von selbst, den Koran zu verbrennen oder öffentlich zu zerstören. Lesen kann ihn dagegen jeder, auch wenn er nicht an dessen Botschaft glaubt. Gefährlich wird dies auf keinen Fall sein. Insofern gibt es für mich auch keinen Grund zur Panik, wenn der Koran auch in Berlin massenweise und öffentlich verteilt wird.

Dass dies jedoch eine radikale islamische Gruppierung tut, hinterlässt nicht nur für mich ein ungutes Gefühl; denn die Gefahr besteht, dass Heiliges hier für unheilige Zwecke missbraucht werden soll.

Wahrscheinlich ist es richtig, dass die meisten Berliner und Berlinerinnen nur wenig über den Islam und den Koran wissen. Ob aber gerade die sogenannten Salafisten uns die Botschaft des Koran authentisch vermittel können, halte ich für mehr als fraglich. Jedenfalls gibt es für mich dafür geeignetere Vertreter – besonders wenn ich an die versöhnlichen Worte bei der Beisetzung von Jussef El-A. denke, der im März in Neukölln erstochen wurde.

Auch habe ich von vielen Muslimen gehört, dass sie selber mit Sorge sehen, wenn der Koran oder Islam einseitig mit radikalen Richtungen identifiziert würde. Das aber könnte durch solche kämpferische Koranverbreitung leicht geschehen. Hier gegenzusteuern wäre wichtig. Doch ist das nicht zuerst die Aufgabe des Staates, sondern der islamischen Gemeinden. Sie könnten und sie müssten notwendige Zeichen setzen. Und manche haben es – Gott sei Dank – ja auch getan.

So wichtig wie die Botschaft selbst sind wohl in allen Religionen, die Personen, die sie mir nahebringen wollen und die Art und Weise wie sie das Tun. Wer will, dass der Koran gelesen wird, der darf ihn den Menschen jedenfalls nicht „um die Ohren hauen“.