BZ-Kolumne

Kein Raum für Hass und Gewalt

Mauerfall 1989 und antijüdische Pogrome 1938. Es fällt mir alle Jahre wieder schwer, die Bilder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammenzubringen: Fröhliche, vor Rührung und Glück weinende Menschen, Grenzen, die sich öffnen und einander völlig Unbekannte, die sich in den Armen liegen beim Fall der Berliner Mauer 1989 – ohne einen einzigen Schuss oder Gewaltanwendung.
Dagegen schwerste Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte, Synagogen und Einrichtungen, gegen Jüdinnen und Juden; eingeworfene Schaufenter haben dem 9. November 1938 den zynischen Namen „Kristallnacht“ gegeben.

Eine Antwort habe ich in der Bibel gefunden: Im Psalm 126 stehen Lachen und Jubel und das Wunder der Errettung aus der babylonischen Gefangenschaft unmittelbar neben Tränen und der Bitte um erneute Rettung:

„Als der Herr das Geschick Zions wendete, da waren wir wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel (…) Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich. Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Sie gehen hin mit Tränen und kommen wieder mit Jubel.“

Vielleicht kann es so gehen: Denn wir erinnern uns heute, am 9. November, voll Dankbarkeit an den Fall der Mauer und in Verantwortung an Schmerz und Leid, das Jüdinnen und Juden von ihren deutschen Nachbarinnen und Nachbarn zugefügt wurde.

Ich verbinde dies mit der Hoffnung, dass wir von 1989 und von 1938 etwas lernen: dass es – und gerade heute – nur einen Weg des Miteinander und des Aufeinanderzu geben kann, dass Hass und Gewalt keinen Platz unter uns haben dürfen.

In diesem Sinn lade ich Sie herzlich ein, ab 16.00 Uhr auf den Winterfeldtplatz zu kommen und sich unserem Gedenkweg anzuschließen, der bis zum Jüdischen Gemeindezentrum führen wird. Uns bewegt die Hoffnung und die Verantwortung, das Gedenken an Vergangenes und das friedliche Zusammenleben heute.

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