BZ-Kolumne

Lebendige Vorbilder im Gedenken an die Toten

Morgen ist „Halloween“. Nicht, dass man daran noch erinnern müsste. Schon seit Wochen bereiten uns Kürbisse, Kostüme und diverse Grusel-Artikel auf diesen „Feiertag“ vor. Ich möchte niemandem den Spaß an „Süßes oder Saures!“ oder an ein wenig Gänsehaut verderben, kann mir aber den Hinweis nicht verkneifen, dass es auch anderes und wichtigeres zu feiern gibt in diesen Tagen am Ende Oktober bzw. Anfang November:

Für evangelische Christen ist morgen ein ziemlich hoher Feiertag. Sie feiern am 31. Oktober den Reformationstag. Die Katholiken gedenken an Allerheiligen und Allerseelen der Heiligen und der Verstorbenen. Vom Vorabend von Allerheiligen hat schließlich auch „Halloween“ seinen Namen. Wir Berliner Katholiken erinnern uns in diesen Tagen auch und besonders an Bernhard Lichtenberg, den Papst Johannes Paul II. 1996 in Berlin selig gesprochen hat.

An Verstorbene, Selige und Heilige zu erinnern ist nicht „Retro“ oder „früher war alles besser“. Es ist aber auch mehr als Grusel und Gänsehaut auf dem Friedhof. Der selige Bernhard Lichtenberg ist für mich ein Vorbild, weil er nicht geschwiegen hat zu Unrecht, Mord und Holocaust.

Einen zynischen Satz wie „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“ hätte der Berliner Dompropst empört zurückgewiesen. 1942 wurde er verhaftet, weil er in der St. Hedwigs-Kathedrale öffentlich auch für die verfolgten Juden gebetet hatte. Das ist zwar schon lange her, aber Menschen mit seinem Mut brauchen wir auch heute noch. Das Vorbild von Bernhard Lichtenberg ermutigt alle, sich für die einzusetzen, die oft vergessen werden: Arme, Kranke, Menschen, die nur eingeschränkt am Leben teilnehmen können.

Ich lade Sie daher ein, nächste Woche, am 5. November, zur Bernhard-Lichtenberg-Wallfahrt. Wir erinnern an einen großen Berliner. Nicht, weil er tot ist, sondern weil sein Vorbild lebendig ist.