BZ-Kolumne

Netzwerk der Wärme

Vor kalten Kirchen ist mir nicht bang. Wenn ich dem Gottesdienst vorstehe, trage ich gottesdienstliche Kleidung, die hält ganz gut warm. Und die feiernde Gemeinde kommt zum Gottesdienst meist ohnehin schon im Mantel, da sind auch niedrige Temperaturen für die relativ kurze Zeit gut auszuhalten. Ich wäre auch bereit, im Zweifel ein wenig kürzer zu predigen. Außerdem weiß ich, dass Gemeinden auch darüber nachdenken, die Gottesdienste in kleineren Gemeinderäumen zu feiern. Denn so große und hohe Hallen, wie es unsere Kirchen teilweise sind, für nur eine Stunde am Tag auf Zimmertemperatur zu bringen, wäre unverantwortlich – eigentlich schon immer, jetzt wird aber es umso drängender klar.

Mehr Sorgen macht es mir, wenn ich die Gemeinde am Ende des Gottesdienstes in die Kälte entlasse. Ich muss davon ausgehen, dass nicht jede Familie, nicht jede alleinstehende ältere Dame in ein kuschelig warmes Zuhause zurückkehren kann. Zur Energiekrise kommt die vermutlich viel schlimmere soziale Kälte hinzu.

Ich finde daher den Gedanken eines „Netzwerks der Wärme“ sehr brauchbar. In alten Bauernhäusern war es das Feuer im Küchenherd, um das man sich versammelte, im Wilden Westen das Lagerfeuer, an das man immer näher heran rückte. Heute können es die Küchen in unseren Gemeinderäumen sein, aber auch jede und jeder, der seinen Herd noch heizen kann, ist aufgefordert, an seine Nachbarn mitzudenken. Die Rechnung ist einfach: wenn jeweils eine Person auf ihrem Herd Nudelwasser aufsetzt, ist das teurer, als wenn sich viele auf einen Nudeltopf einigen.

Für uns Christen ist der Ort der Versammlung der Altar in der Kirche, aber auch überall da, wo sich Menschen um einen Herd, an einem Tisch versammeln, ereignet echte Gemeinschaft, wird einem nicht nur im Magen sondern auch im Herzen warm.