BZ-Kolumne

Ostern definiert den Menschen neu

Unter der Überschrift „Definition“ hat der Dichter Erich Fried den folgenden Text hinterlassen:

Ein Hund, der stirbt, und der weiß, dass er stirbt wie ein Hund, …
–  ist ein Mensch.

Eine traurige Definition. Muss man vom Sterben eines Tieres ausgehen, um zu beschreiben, wer der Mensch ist?

Sicher ist leider, dass Menschen immer wieder gezwungen werden, ein „Hundeleben“ zu führen oder „wie ein Tier“ zu sterben: totgetreten im U-Bahnhof, verlassen in der vermüllten Wohnung, vereinsamt auf der Demenz-Station oder verzweifelt vom Hochhaus springend. Wenn aber den Menschen vom Tier lediglich unterscheiden sollte, dass er um seinen Tod weiß, wäre sein Elend komplett; denn dann müsste er sein Leben, ja sich selber immer nur vom Sterben her definieren. Darüber aber müsste man wirklich zynisch und schließlich depressiv werden.

Christen haben da ein anderes Bewusstsein. Als Christ bin ich überzeugt: dieses Leben wird aus dem Dunkel des Todes einmal in die Helle eines neuen Lebens treten; denn jedes Leben hat mit Gott zu tun - auch das scheinbar verkorkste, das defekte oder von der Gesellschaft als „unwert“ aussortierte Leben.

Darum definiert Ostern den Menschen neu: nicht mehr vom Tode her, sondern vom Leben. Seit jener ersten Osternacht, als Jesus aus dem Grabe auferstand, ist Sterben nicht mehr nur der hoffnungslose Abgang, sondern ebenso der hoffnungsvolle Beginn eines neuen und ewigen Lebens. Christus ist auferstanden von den Toten. Das feiert die gesamte Christenheit zu Ostern. Und die Verbundenheit mit ihm überwindet den Tod. Am Tod führt zwar kein Weg vorbei. Aber es führt ein Weg hindurch – an der Hand des Auferstandenen, der nicht nur das Leben gibt, sondern das Leben ist.  Ich wünsche Ihnen solche „Osteraugen“, die durch den Tod hindurch schon das Leben sehen können.
In diesem Sinn frohe Ostern Ihnen allen!