BZ-Kolumne

„Seht ihr den Mond dort stehen?

Sonne und Hitze sind in diesen Tagen unsere ständigen Begleiter, da lohnt sich zur Abwechslung ein Blick in den etwas kühleren Nachthimmel. Südlich von uns ist „la luna“ weiblich, im Deutschen ist „der Mond“ bekanntlich männlich. Womöglich ist das lexikalische Geschlecht nicht zufällig ausgesucht: Je weiter nördlich, desto bedrohlicher waren – gerade in der kalten Jahreszeit – die kalten Mondnächte, je weiter südlich desto mehr sehnte man sich nach der kühlen Mondnacht, nach Abkühlung von „el sol“ der bedrohlichen und sengenden Hitze. Rollenklischees auch im Weltall?
Unabhängig davon gibt es die Sehnsucht nach dem Mond schon sehr lange, denn dass die Sonne unerreichbar ist, war den Astronomen schon überaus früh mehr als klar. Der Traum vom Mann im Mond und vom Flug zum Mond hingegen war realistischer und heute vor 53 Jahren wurde dieser Traum dann auch Wirklichkeit. Seit diesem 21. Juli 1969, 3.56 Uhr unserer Zeit, gab es weitere Besucher auf unserem ständigen Begleiter, dem Mond.

Aktuell befremden mich Überlegungen, den Mond zu einer Art „Ersatzerde“ machen zu wollen, für den Fall, dass wir die Erde endgültig unbewohnbar gemacht haben. Das scheint mir die falsche Perspektive zu sein. Mit dem Dichter Matthias Claudius bleibe ich lieber auf der Erde. Er muss keine Rakete besteigen, um aus der Betrachtung des Mondes in seinem Wiegenlied „Der Mond ist aufgegangen“ – vermutlich auch in einer lauen Sommernacht – zu wesentlichen Einsichten zu gelangen:
„Seht ihr den Mond dort stehen?

Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.“

Unsere Sehnsucht nach dem Mond sollte uns keine Fluchtgedanken machen, sondern zu verstärktem Einsatz für eine lebenswerte Erde bringen. Denn nicht alles, was technisch machbar erscheint, ist auch wirklich erstrebenswert.