BZ-Kolumne

„So wahr mir Gott helfe“

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Generalmajor Henning von Tresckow, zentrale Personen des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944, waren hochrangige Soldaten. Sie hatten auf „den Führer“ persönlich einen Eid geschworen, ihn dann am 20. Juli aber doch gebrochen. Es war der Endpunkt eines langen Ringens: Auf der einen Seite die Treueverpflichtung „für Führer, Volk und Vaterland“, auf der anderen Seite die Einsicht in die Notwendigkeit, dem mörderischen Wahnsinn von Adolf Hitler ein Ende zu setzen.

Sie haben den Eid gebrochen, weil sie es vor ihrem Gewissen nicht verantworten konnten, welche Verbrechen Nazi-Deutschland verübte.

Aus der Geschichte wissen wir, dass es nicht gelungen ist, Hitler Einhalt zu gebieten. 200 Männer und Frauen aus dem Umfeld „des 20. Juli“ wurden hingerichtet, Hitler und seine Helfer übten gnadenlose Rache, Judenvernichtung und Vernichtungskrieg gingen mit unverminderter Brutalität weiter.

Das Attentat war also kein Erfolg. Und dennoch ist morgen mehr als ein Gedenken an die Opfer und ihre Angehörigen. Am 20. Juli geht es auch um das Gewissen. Es ist die Richtschnur, die bleibt, auch in Krieg und Faschismus. Es ist die Richtschnur, die gilt, gerade dann, wenn Verbrecher regieren oder „Recht“ sprechen wollen.

„Was hätte Jesus dazu gesagt?“, so ist diese Kolumne überschrieben. „Was hätte Jesus getan?“ frage ich mich, wenn es um das Gewissen geht. Jesus hat in Freiheit und Gehorsam entschieden. Er hat es sich nicht leicht gemacht, bis in den Tod am Kreuz. Daran versuche ich mein Gewissen auszurichten. Sein Leben gibt mir Orientierung und ist mir Vorbild: Die Eidesformel in ihrer eigentlichen Fassung endet mit dem Zusatz „so wahr mir Gott helfe“. „So wahr mir Gott helfe“, ist für mich der entscheidende Satz für die Bildung des Gewissens.